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Florentiner
Schule.
Fünfter
Zeitraum.
ganz das Werk einheimischer Geister. Sie sahen auswärtige,
Meister, hörten sie aber nicht; auch konnten sie keinen frem-
den Styl annehmen, ohne ihn eigenthümlieh und auf eine neue
Weise umzubilden m).
Zur Empfehlung der jetzt Lebenden und Lehrenden könnte
ich Vieles sagen Ich habe mir aber vorgenommen, auf das
Verdienst mitlebender Maler nicht einzugehen, sondern das [In
(heil ganz der Nachwelt anheimzustellen. In andeiyi Künsten
als der Malerei, erlaube ich mir etwas mehr Freiheit, doch
selten. Ich darf wol hinzufügen, dass diese Künstler dreissig
Jahre lang eine für die Künste höchst glückliche Regierung g-e_
nassen haben. Die letzten Fürsten des Mediceisehexi Sfümmeg
hatten mehr guten Willen, als Thütigkeit gehabt; und die
L
10) Lanzi scheint hier ganz zu vergessen, dass er Florentinel.
oft, wegen Befolgung Venezianer, Römisvllßl" und Lßlllbßrdlschßl" Mei-
81er, oder auch Bildung nach ihnen rühmt, wenn sie dieselben auch
nicht erreicht. Q-
l1) So musste ich in der frühern Auflage schreiben. Hier kann
ich frei Tommaso Gherardini, einen Florentiner, Schüler des
Meucci, nennen und loben, der auch in der Venezianer und Bo_
lognescr Schule seine Studien machte, und in Basreliefs und Hell-
dunkel sehr brav war. Er malte einen grossen Saal der k. Mefllceix
scheu Gallerie auf Kalk; Vieles auch auf Leinwand für die kaiggl-L
Gallerie in Wien, wie für Deutsche, Englische um] Herreyh
Auch in geschichtlichen Fresken war cr für seine Zeit stark. E1.
malte dergleichen in vielen Palästen und Landhäusern edler Flnrem
liner; am besten da, wo er nach seiner Neigung und in kräftigen
Jahren arbeitete; wie den Parnass in Toscana in dem Hause luan
telli, welches ihn von Kindheit auf heschülzte, und in den Häusem
Ricciardi und Ambra. Er starb 1797, und der Ralhsherr Ball Nic_
colb lllartelli, der, als sein Oheim, der Flrzbischof, und sein Vater
Ball gestorben war, ihn noch immer beschülzte und unterstützte, sieh;
ihn als einen Schützling an, der seinem Hause um meisten Ehre ge_
macht, wiewol deren, nach Donatello, gar Viele waren. Auch
will ich hier nicht den Meister der Akademie, Pietro Pedro ni,
einen Ponlremoleser, übergehen, einen verdienten Maler in Qe],
den man aus vier nach seinen Studien in Parma und Rom gefertig-
ien und in einen Geburtsort gesendeten Bildern keimen lernen kann;
denn in Florenz arbeitete er wenig und ungern, wegen Kriinklichlreit
und vieler Kränkungen, die er durt erlebte, und nicht auf die in
solchen Fällen immer" beste Weise, nämlich durch Reisen, vermeiden
konnte. Das gerechte Publicum lindet in ihm, wo nicht einen sel-
tenen Maler, doch einen vorzüglichen Lehrer, gleich kundig der
Theorie, wie liebenswürdig und heredsam in der hlitlheilung. Von
seinen Schülern wird die Geschichte des künftiger: Jahrhunderts freier
sprechen, als ich. Ihr Gedeihen, ihre Anhänglichkeit und Achtung
sind eine beste Lubrede für die Nachwelt. L.