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Florentiner
Schule.
Zeitraum.
Fünfter
Werke. Der P. Stefano Cassiani, genannt il Certo-
sino, weil er Karthäuser war, mnlte die Kuppel seiner Kirche
in fresco, wie zwei Scenen aus dem Leben der Madonna, an-
derer Werke in den Karthausen von Pisa, Siena und sonst
nicht zu gedenken, welche alle verstündig und in Cortona's
Styl sind. Girolamo Scaglia, Schüler Paulini's und
Gio. Marracciw, führt den Zunamen il Parmegianino,
Er malte in den Bauwerken nach Berrettini, wie Mor-
rona (T0. 3. p. 113.) bemerkt; in der Farbengebung hielt er
sich an Paulini, zuweilen näherte er sich Ricchi. Er hat
mehr Effect als Zeichnung, oder, wie Titi (p. 146,) nach
einer in Pisa belindlichen Vorstellung im Tempel urtheilte, er
ist äiusscrst mühselig und hat wenig Geschmack. Gio. DOm e-
nieo Campiglia ward in Rom zu den vorziiglichsten Zeieh-
nern gerechnet, besonders brauchten ihn die Kupferstecher
gern für Darstellung alter Gegenstände. In der Malerei wal-
er nicht ohne Verdienst, und zu Florenz sieht man, Misser-
einigen seiner Bilder, auch sein Bildnis unter den guten Ma-
lern. Von dem Luccheser Pietro Sigismondi erwähnt
Titi nicht unrühmlich das Gemälde des grössern Altars zu S_
Nieeolb in Arcionezu Rom. ln seiner Vaterstadt weiss ich
nicht, ob ein Werk von ihm vorhanden ist. Eben so wenig
von Massei und Pini, welche ich an andern Orten erwäih-
neu werde.
Ich sehliesse diese Reihe mit zwei Künstlern, die, wenn
sie viele ihres Gleichen zu ihrer Zeit gehabt hätten, die M3,
lerei dieses Jahrhunderts nicht so in Verfall gebracht hätten,
wie sie Wirklich ist. Gio. Domenico Lombardi lebte nicht
im Lichte Roms, wie sein Schüler, der Ritter Batoni; aber
er verdiente es, oder noch mehr. Er bildete seinen Styl nach
Paullni's Vorbildern, und verbesserte ihn durch Studium
der besten Venezianer Coloristen und Beobachtung der Bologner,
Der Genius dieses Künstlers, sein Geschmack, sein gmssel.
und kecker Charakter verkündet sich in' mehrern in seinen
besten Jahren mit grossem Fleiss und Lust gemalten Leinwand-
bildern. Dahin gehören die zwei Seitenbilder am Chor der
Olivetuner, die den heil. Bernhard, ihren Stifter, darstellen,
wie er den von der Pest ergritTenen Bürgern beisteht. Zwei
andere befinden sich in einer Capelle des Heil. Romano, von