Die
Cortonisten.
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mit Figuren versah und sehr an dem Cortonischen Styl
hing, nicht nur in dem, was er Gutes hat, wie Perspective,
Farbe, Schmelz, sondern auch in dem minder Lobenswertheii,
den -minder schlanken oder minder ausgeführten Figuren.
Mit einem ähnlichen Muster beginnen wir die Reihe der
Luccheser. Zwei Brüder Marracci lebten da mit gleichem
Ruhm und ungleichen Gaben: lppolito, ein Prospectmaler,
und Gio., ein Figurenmaler. Von Letzterm soll hier blos die
Rede seyn. Wiewol ausserhalb Lucca wenig bekannt, wird er
doch unter Berrettiniw gute Schüler und beslte Nachah-
mer gerechnet. Und er verdient es allerdings, sowol als Fres-
comaler, wie in der Kuppel des heil. lgnaz in S. Giovanni,
denn als Oelmaler, wie in niehrern seiner Bilder bei der Brü-
derschaft des heil. Lorenzo, in der Collegiatkirche und sonst.
Mit gleichem Glück folgten einige Zeit dem Pier da Cor-
tona zwei andere in seiner Schule aufgewachsene Luccheser,
Gio- Coli undFilippo Gherardi, gleichen Gemüths
und gleichen Styls, so dass, da beide zumeist zusammen ar-v
beiteten, jede ihrer Arbeiten von Einer Hand schien. Sie gin-
gen später zu einer Manier über, die etwas Vcnezianisches und
Lombardisehes hat; und in dieser malten sie in Oel die grosse
Deckenvertiefung in der Bibliothek des S. Giorgio Maggiorc
zu Venedig. Rom hat in der Kirche der Luecheser, und in
der berühmten Galleria Colonna9) ungeheuere Werke von ihnen.
Das Vgfzügllßhslle in ihrer Vaterstadt war die Tribune des heil.
Martin, auf Kalk; und nach diesem das zum Heil. Matthixius,
wo sie drei Oelbildcr lieferten. Als Coli todt war, lebte und
arbeitete sein Freund noch in Lueca. Er allein malte das
ganze Carmeliterkloster.
Cortonist ist auch Gio. Batista Brugieri, Baldi's
und Marattzvs Schüler, seiner Zeit sehr gerühmt wegen der
Sacramentscapelle bei den Serviten und anderer öiientlichen
9) Das Haus Colonna starb bis auf die weiblichen Linien aus und
die Töchter theilten sich in die Erbschaft. Dadurch wurde diese
treiiliclie Gallerie zerslückt und ein grusser Theil der Gemälde 1320
öffentlich versteigert. Einige der vorzüglichsten Bilder behielt die
kuustliebende Prinzesin Sciarra Culqnna, ein zweiter Theil kam an
Burberini, der Marchese Lanti bekam das Gemälde von Raffael
aus dieser Gullerie und verkaufte es 1828 an den König von Preusieu.
Q.