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Florentiner
Schule.
Fünfter
Zeilraunl.
Yincenzio Dandini, Ciisar's Bruder, ging aus des
Bruders Schule in die des Pietro, oder eigentlich in die R6-
mische über, wo er unermüdet das Beste in den drei Künsten
copirte. Mit diesem Grunde, den er gelegt, und durch seine
Uebung in Anatomie und Zeichnung des Nackten, die er, auch
erwachsen noch, in Florenz fortsetzte, übertraf er Cäsar in
Zeichnung und Weiche des Colorits; auch war er fleissiger, und
überlcgter in den Gewändern und allen Theilcn der lllalerei
In der Kirche Ognissanti sind eine Empfängnis und drei an-
dere Bilder von ihm. Er arbeitete für die Landhäuser des
Fürsten; in dem Weichbild von Poggio Imperiale uralte er eine
schöne Vertiefung, wo er Aurora von den Horen begleitet per-
speetivisch darstellte; für da Weichbild von Petraja malte c,-
das Opfer der Niobe in Oel. Den Schüler des Cortuna er-
kennt man deutlich in ihm. In einem Sohne und Schüler
Pietro ist dieser Styl schon in Hßndwerksmässigkeit und Mu_
nier ausgeartet; Dieser Maler übertraf die andern Dandini
an Talent, und lernte, weil er mehr, als sie alle, reisete,
auch die Ausländer mehr kennen. Hätte er sie nur nicht auch
in der Elrwerblust überboten! Um dieser Habsucht willen un-
ternahm er zu viel, und begnügte sich mit einer gewissen Mit_
telmüssigkeit, die er durch eine stets lsewundernswerthe Frei-
hcit des Pinsels zu vergüten sucht. Wo er grossmüthiger be-
zahlt wurde, zeigte er sich als tüchtigen Maler, wie in einer
Kuppel zur heil. Maria Magdalena, in mehrern Wandbildern
für das Fürstenhaus in der Stadt und auf Landsitzen; in dem
reichen Bilde, das er zu Florenz im ölfentlichcn Palast malte,
der Einnahme Jerusalems. Auch nlalte er seiner würdige Star;
feleibilder, wie das des heil. Franciscus in S. Maria Maggiol-e,
oder das des Piccolomini bei den Serviten, der eben Messe [ß
sen will, ein angenehmes und in den Bewegungen geistvolleg
Bild. Ottaviano, sein Sohn, zeigt sich auch als seinen
Jünger in einigen Lunetten im Kloster zum heil. Geiste, in
einem Bilde mehrerer Heiligen zu S. Lorenzo, und wo er sonst
arbeitete. Eines seiner grössten Werke befindet sich zu Pesciu
in der Magdalenenkirche, deren Himmel er allf Kalkgrund
malte.
ihre
Die Fannilie Dnndini zog viele Schüler; und diese, wie
Nachkommen, hubun die Cortonischc Schule aufrecht er-