Die
Cortonisten.
233
einem eben so scbmeidigcn, als bedächtigen Geiste begabt, ver-
mied entweder diese Uebertreibungen, wie in der Bekehrung
Pauli zu Rom, oder trieb si'e nicht so weit, ,wie die Cortoni-
sten unserer Zeit, nach der gewöhnlichen Art jeder Schule, den
Charakter ihres Meisters zu übertreiben. Daher denn der leichte
Styl in einen nachlüssigen, der geschmackvolle in einen ge-
künstelten ausgeartet ist, bis denn endlich jetzt die, welche
ihm vorzüglich anhingen, allmäilig umkehren, und eine sicherere
Methode befolgen.
Um aber nicht von der Florentiner Schule abzukommen,
so muss man gestehen, dass dieser Zeitraum an wackern Künst-
lern der mindcst fruchtbare war. Pictro bildete einige Schii-
ler, und erwarb sich dadurch so viel Ruhm, al ihm die Ro-
manelli und Ferri in Rom brachten. Er begann mit einem
Ausländer, der, weil er sich in Florenz niederliess, zu dieser
Schule gerechnet wird. Livius Mehus, ein Niederländer
von Geburt, der aus lllailand nach Toscana kam, wo er von
Carl, auch einem Niederländer, einige Anleitung zur Malerei
bekommen hatte, wurde vom Fürsten hlattias in Schutz ge-
nommen und dem Berrettini empfohlen, der ihn nicht lauge
in Florenz und Rom unterrichtete. Er wurde durch Copiren
der Alten ein guter Zeichner; Colorit studirte er in Venedig
und der Lombardei. Von Cortona hatte er, die Composition
ausgeno1nnien,-wcnig. Von den Venezianern machte er sich
Weniger die Wahl und Vertheiluug der Farben eigen, als den
freien und entschlossenen Pinsel. Seine 'l'intcn sind gemässigt,
die Bewegungen lebhaft, die Schattirung schön, die Ertindung
sinnreich. Er malte wenig für Kirchen, viel für Zimmer,
ward vom Hofe besoldet, von adlichen Häusern beauftragt, wo
er demnach nicht selten ist. Sehr wird sein Bacchus und
Ariadne gelobt, den er, mit Ciro Ferri wctteifcrnd, für die
lllarch. Gerini malte. Ferri ward eifersüchtig auf ihn, als
er die Kuppel der Friedenskirehe zu Florenz malte, sich dem
Lombardischen Gcschmacke zu nähern, und besser, als Core
tona selbst, zu malen schien 3). lhm nachzuahmen strebte
Lorenzo Rossi, vormals Schüler des Pier Dandini.
Nach Orlandi malte er anmuthig.