Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

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Florentiner 
Schule. 
Vierter 
Zeitraum. 
Zerrbilder in Caraceischer Weise, zuweilen Zwerge, oder 
ähnliche Fehlgeburten der Natur. 
Gio. Batista Brazzc, genannt il Bigio, Schüler Ein- 
p0li's, sprach sich in einer andern Gattung von Launen aus, 
Mensehengestalten in der Ferne, welche in der Nähe besehen 
aus verschiedenen Früchten, oder aus fein gemalten mcehani- 
sehen Werkzeugen zusammengesetzt sind. Baldinucei giebl; 
ihn als Erlinder dieser Gattung an; ich glaube frühere Muster 
in der Mailändisehcn Schule zu finden, wovon ich weiter am 
Ende des zweiten Zeitraums spreche. 
Endlich verdankt diesem Zeitrauine in Florenz seine Eng, 
stehung das Mosaik aus harten Steinen, welches zwei Jahrhun- 
dertc hindurch immer weiter bis zur Idigurenlnalerei getrieben, 
jezt allenthalben als eine eigenthümliche, beinahe ausschließliche 
Arbeit dieser Hauptstadt bekannt ist. In einem Briefe 'l'eofilo 
G allaccinPs (Lett. pitt. T. 1.11. 303.) heisst: es, das Mo_ 
saik sei in Florenz zu Zeiten des Grossherzogs Ferdinand  
erfunden. Dies ist aber unwahr. Früher schon blühte diese 
Kunst unter den Lombarden. Die Karthause von Pavia unten 
hielt eine Familie Sae chi, welche bis auf unsere Zeit dort 
lebte und jene Kirche mit vielen Musivarbeiten aus harten SteL 
ncn versehen hat. In Milano giebt es auch sehr alte Versuche, 
Hier hatte sich jener Giacomo da Trezzo gebildet, welche;- 
das Üfabernakel an der Kirche des Escurials verfertigte, an_ 
geblieh das schönste und glänzendste in der ganzen Christen- 
heit"). Florenz selbst hatte schon zu Cosimo I. Zeit die 
Erstlinge dieser Kunst in einem Tischchen aus Edelsteinen, 
wie Vasari erzählt (T. VIII. p. 156). Ein anderes ähn1i_ 
ches machte für Franz I. nach einer Zeichnung VasarPs 
Bernarilino di Porfirio da Leccio, im Florentiner Ge- 
biete, ganz von orientalischem Marmor, ausgelegt mit grossen 
Stücken von Jaspis, Heliotrop, Carneol, Lapis und Achat, wie 
andern kostbaren Steinen und Edelsteinen, an Werth 20,000 
Scudi (das). Aber jene aus grossen Stücken gearbeiteten YVerke 
L 
22) S. Canca T0. 2. p. 33., wo auch bemerkt wird, dass der 
Künsller durch diese und ähnliche Arbeiten in Madrid so zu Ehren 
icam, dass eine der Hauplstrussen der Stadt von seiner Wohnung Sei; 
Philipp II. bis auf unsere Zeit J aco me Trezz o genannt wurde. 
D.
	        
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