Ueber
Lanzfs
K unstansicht.
Indem wir den Freunden der Kunst in unserm deutschen
Vaterlande Lanzi's Geschichte der Malerei überliefert),
scheint es uns erforderlich, den Standpunct zu bezeichnen,
aus welchem dieser Schriftsteller die Werke der Kunst
betrachtete und bcurtheilte. Ohne diese vorgängige Prü-
fung seiner Kunstansichten würden wir uns im Laufe des
Vortrags selbst, nur zu oft, genöthigt sehen, ihm gleich-
sam inis Wort zu fallen.
Lanzi betrachtete Gemälde als Nlerktviirdigkeiteti,
Welche zu sammeln und zu verzeichnen verdienstlich sei,
und hätte gewiss mit ebendemselhenl Interesse, freilich aber
auch mit derselben Gemiithlosigkeit, wie Kunstwerke, so
Conchylien, Mineralien, oder andere Scltenheiten beschrie-
ben, wenn er Vorsteher eines Naturaliencabinets gewesen
wäre. Er scheint unter die Leute zu gehören, welche
ein reines Vergnügen am Sammeln finden, gleichviel was
es sei, wie es denn wirklich Personen gegeben hat, wel-
che Pfeifenköpfe, Schuhe, ja sogar ekelhafte Dinge, ge-
sammelt haben, und es wol noch welche giebt, die
Bibliotheken anlegen, ohne je ein Buch zu lesen.
Aus dieser Eigenheit des Verfassers gehen nun theils
die Schwächen des vorliegenden Werks, theils aber auch
wieder die Vorzüge desselben hervor. Die Schwächen sind,
dass er in gleichem Maasse das Entgegengesetzteste ein-
ander gleichstellte, und den Gehalt der Worte nicht er-
wog, worauf wir später zurückkommen werden. NVill
nun aber das Gliick, dass ein solcher Mann, der bloss
im Sammeln und Kundenehmen seine Lust tindet, auf
etwas Wirklich Werthvolles verfällt, wie dies bei Lanzi
der Fall istyso geht daraus eine recht vollständige, tiicix-
tige und brauchbare Arbeit hervor. Eine solche ist Lan-
zi's Werk in der That, verdient also auch darum den
grossen Ruf _und Beifall, welcher ihm gezollt wird. Ju,