Cigoli
und
seine
Jünger.
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mit ihm verwechselt wird. Das Fegefeuer, welches er im Suf-
fi-agio malte, und die Heiligen in S. Francesco, zwei Bilder in
dem Hause Boecella, und viele andere hier und da in der Stadt,
verdienten, dass Malvasia ihn in das Verzeichnis der Zög-
linge Guidoßs aufgenommen hätte. Darin fehlt aber ausser
diesem auch Pietro Ricchi, ebenfalls ein Luccheser, der
aus Passignanws Schule nach Bologna ging. Allerdings
kann man hinsichtlich dieses Künstlers doch zweifeln, dass
Guido sein Lehrer gewesen, wenn gleich Baldinucci und
Orlandi es behaupten; demrBoschini, sein Freund, spricht
davon kein Wort; er sagt bloss, Ricchi habe bereuet, nicht
in Venedig studirt zu haben. Wie dem aber sei, soviel ist ge-
wiss, dass er Guid o's Formen oft nachahmte; in Zeichnung
aber und Farbengebung hielt er sich meistens an Passignani,
ja er eignete sich von ihm die Venezianer Schule an, wie wir
erzählen werden. Zu S. Francesco in Lucea sind zwei Bilder
von ihm, andere in Privathäusern; geringe Beläge seiner frucht-
baren Eriindsamkeit, seiner schnellen und fast unermüdlichen
Hand. Er malte in mehreren Städten Frankreichs, im Mai-
ländischen, noch mehr im Venezianer Gebiet, und starb zu
Udine, in dessen handschriftlichem Wegweiser er zuweilen gc-
nannt wird.
Lange aber lebte und lehrte in Lucca Pietro Paolini,
laut der Geschichte ein Zögling der Römischen Schule, wie-
wol, seinen Bildern nach zu urtheilen, man darauf wetten
möchte, dass er aus der Venezianer Schule sei. In Rom ar-
beitete er häufig bei Angiolo Caroselli, der sich nach
Caravaggi gebildet, aber geschickt und jedem Style gerecht
war. Bei ihm bildete sich Paolini zu einer guten Zeichnung,
breiten kecken Farbengegensätzen und kräftigen Tinten, so
dass man ihn bald mit Tizian, bald mit Pordenone vcr-
glichen, ja auch unzweideutige Nachahmungen Veroneseßg
bemerkt hat. Das Martyrthum des heil. Andreas in S. Miehele,
und das grosse Leinwandbild in der Bibliothek S. Frcdiano,
fast sechzehn Ellen breit, könnten allein einen Maler unsterb-
lieh machen. Er hat darauf den Papst Gregor vorgestellt, wie
cr Pilgern ein Gastmal bereitet; ein prächtiges, auf Paßlglg
Weise mit Gerüth und schönen Fernen verziertes, iigurenreiches
Gemälde, von einer Mannichfaltigkeit, I Harmonie und Schön-