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Fiorentiner
Schule.
Vierter"
Zeitraum.
mehr der Alten Schiilcr9), welche er ileissig in Florenz um]
Rom studirte. Er ward ein so guter, von Sectengcist unbe-
fangener und würdiger Maler, dass ihn der Herzog von Mo-
dena an seinen Hof lud, und Cosimo IL, Grossherzog von Tag-
eana, unterhielt, dem seinigen zu dienen. Im Malen jedoch
hatte er viele seines Gleichen, im Unterricht wenige; tllßilg
wegen seiner leichten Mittheilung, theils wegen seiner Ncidlo-
sigkeit, theils weil er Blick hatte, die Geister zu erkennen
und jeden auf seinen Weg zu leiten; daher denn auch seine
Schule, beinahe wie die Caraceische, soviel Style, als Zög-
linge hatte. Sein ganz milder und ruhiger Sinn vermochte
nicht neue und Aufsehen erregende Compositionen zu erdenken,
oder sie mit einer gewissen Entschlossenheit auszuführen, was
begeisterten Malern eigen ist. Sein Verdienst ist Correetheit,
Nachahmung des Natürlichen, nicht aber immer Gewählten,
eine gewisse Harmonie und Ruhe im Ganzen, wodurch Selllg
Bilder, trotz einem schwermüthigen Anstrich, doch neben den
heitersten und lehendigsten angenehm sind. Er ist in grossen
Charakteren vorzüglich: einige seiner Apostelküpfe in Bilder.
sammlungen sind so im Caraccischen Stylc, dass Kunsg-
liebhaber zuweilen sich dadurch täuschen lassen. Manchmal
ahmte er dem Cigoli nach, wie in der Geburt Christi zu S_
Gaetano, die für sein Meisterwerk gilt, und in der Kreuzigung-
des heil. Andreas zu Qgnissanti, welche in Florenz gestochen
wurde. In der Wandmalerei wird er bis zur Bewunderung ge-
lobt; so frisch und hell hält sich, was er im Anfange des v0-
rigcn Jahrhunderts malte. Das Kloster della Nunziata hat meh-
rere Lunetten von ihm; die, welche Papst Alexander lV. vor-
stellt, der den Servitcnorden genehmigt, galt dem Passignano
und Cortona für etwas Grosses. ln dem k. Iuandhause zu
Poggio Imperiale malte er an einer Decke einige Begebenheie-
ten in der Mediceischen Familie. Das Zimmer, wo sich dieg
Gemälde befand, wurde unter Peter Leopold niedergerissen, die
Decke aber erhalten und in ein anderes Zimmer geschafit; in
solcher Achtung stand Rosselli. Sein grüsstes Lob aber ist,
ä
9) Dieser Matten Rosnelli darf nicht mit Cüsimo Rosllelli,
welcher um M96 lebte, verweolxselt werden, der einer der geistreich-
slen Künstler war und vorzüglich durch Sinn für Schönheit der Fbr-
men und des Ausdrucks sich auszeichnet. Q.