XXH
Vorwort.
ten auch invihres Cultus Pralsucht verfiel, so war auch
nur sehr Wenigen ihrer Hörigen jene religiose Begei-
Stßrllllg verliehen, Welche sie vor dem "Weltrauschc
schützte, und was von solchen anfangs als geschichtli-
che Ueberlieferung der allgemeinen und besondern
Christenschicksale noch fi-olnmgläubig mit frischem
Sinne aufgenommen und dem allge mein Menschlichen
näher Verwandt dargestellt wurde, verlor, wie es
herab durch mehrere Hände ging, an Lebendigkeit,
Frische und Gepräg, ward ein Herkömmliches, Abge-
griifcnesyerbralichtes, das nur durch Form und Tech-
nik gehoben und anziehend gemacht werden musste.
S0 vergliihten und klangen die Strahlen irdischer
Grösse und Herrlichkeit um die Kirche und ihre huldi-
genden Anhänger immer mehr ab, und Weder Kirche,
nechMalerei hatten es zu einer wehrhaften, innerlich
haltbaren Einheit gebracht. Als nun endlich, nach
Weltgesetz undiVeltgesehick, diese Zeit sich ausge-
lebt hatte und durch die rnälich still vorbereitete Re-
formation Geist und Geistesfreiheit zu Wbrt und an
die Reihe kam, die Malerhäuptlinge allmälig starben,
die Kirchenhäupter ihre Kräfte zur Abwehr drohen-
den Unterganges immer mehr theilen und Vereinzeln
mussten, da zerfiel auch die meister- und gönnerlose
Kunst immer mehr, und jetzt nur noch weniger ver-
mochten einzelne glückliche Talente dem Zerfall zu
steuern. Aeussere Noth , entfesselte, von keiner
Sitte, keinem klarenGeiste gebändigte Leidenschaft,
innere Angst hatten den innernFriedenzerstört, und
der anmassliche, mit der Welt und ihren Kleinlich-
keiten und Einzelnheiten sich berechnende Verstand