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Florentiner
Schule.
Dritter
Zeitraum.
Der dritte von Angiolo's besten Schülern ist mir Ba-
tista Naldini, der von Pontormo, dann von Bronzinq
unterwiesen und auch in Rom einheimisch geworden, endlich
von Vasari zum Mitarbeiter am alten Palast gewählt, an 14
Jahre bei ihm blieb. Dieser lobte Naldini gleich ünfüngg
ehrenvoll, und nannte ihn einen erfahrenen, kühnen, fertigen
und mühelosen Maler. Dasselbe Zeugnis gab ihm Baglione
in Rom, besonders wegen der Capelle Johannes des Täufers in
Trinita cle' Monti, wo mehrere Scenen aus dem Leben dieses
Heiligen sind. Daheim lieferte er mehrere Arbeiten, wovon
Borghini einige, wie die Kreuzabnahme und die Reinigung
zu S. Maria Novella, wegen Zeichnung, Farbe, Anordnung,
Perspective und Gebäuden lobt. Seine Fehler sind in mehreru
Bildern etwas geschwollene Kniee, wenig geöffnete und wilde
Augen, wodurch er sich vor vielen auszeichnet. Auch das Co_
lorit und die schillernden Farben, die er mehr als Andre seine;-
Zeit liebt, machen ihn kenntlich.
Er lehrte nach der damaligen Art, liess seine Schüler die
Gypsabdriicke lllichelangeloüs zeichnen, und seine eigenen
Bilder, wenn sie fertig- waren, copiren; denn währender Ai-_
heit waren sie wie die Bienen, liessen sich von Niemanden
sehen und stachen gern, wer ihnen zusehen wollte; wovon
Baldinucci mehrere Beispiele anführt. Darum leiden Nah
dini's Schüler an Strenge, wie die Meisten jener Zeit, und
haben wenig von seinem kühnen Pinsel und seinem geschinaek-
vollen Colorit, sind aber dessungeachtet werth gekannt zu
werden. Gio. Balducci, vom Zunamen seines mütterlichen
Oheims auch Cosci genannt, half ihm mehrere Jahre. Sein
Speisesaal im Dom, die Erfindung des Kreuzes in der Crocetta,
mehrere Bilder im Dominicanerkloster zu Florenz, andere zu
S. Prnssede in Rom verrathen einen edlern Geist, als den sei-
nes Meisters. Diesem gemiiss iiberflog er zuweilen das Ziel,
und schien in manchen Gebärden etwas gekünstelt. Er wohnte
und starb zu Neapel, dessen Geschiehtsehreiber ihn loben, wie
er es verdient. Cosimo Gamberucei scheint ein ganz an.
deres Ziel gehabt zu haben. Hat man Mehreres von seinen
Arbeiten gesehen, so möchte man von ihm, wie von jenem
Alten, sagen; er hat den Huldgöttinnen nicht geopfert. Die
Zeit mag ihn wol gebessert haben; denn er hat schöne und des