Vorwort.
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und sich dafür mit Skizzen, blendenden Einzelnhei-
ten, schneidenden Abstichen und erbuhlten Effecten
abfand, oder in nebelhaften Gebilden mit Rührung und
Sehnsucht zerfloss. Wie nun so selbst die Schulen,
die früher wenigstens Collectivnamen für Trefliich-
kcit und Tüchtigkeit inEinem Felde der Kunst Waren,
ganz verschwanden, so traten an ihre Stelle die Kunst-
akademien, worin denn eben auch wieder nicht sel-
ten nur jenes Drechsler- oder Taschenspielerkunst-
stück sich wiederholt, aus einer nicht allzugrossen
Figur immer kleinere und kleinste sich absondern
und von der Mutter, gleich Kronos Kindern, wie-
der verschlingen zu lassen.
Noch einige Rückblicke auf die mit Obigem
entworfene Skizze der Geschichte Italienischer
Malerei seien uns vergönnt! Erirmerten Wir schon
oben, dass das Christenthum an sich und seinem
YVesen nach der Kunst nicht förderlich seyn konn-
te, wesshalb auch in dieser Zeit die Plastik der Malerei
untergeordnet war, so zeigt sich geschichtlich, dass
letztere ihren Zenith eben dann erreichte, als der
Geist in Leib umschlug, das Christenthum zur Kirche
Verweltlicht und durch fein berechnender, arglistiger
Staatskunst iiussere, weltliche Mittel in der möglich-
sten Breite derYVelt erobernd und herrscherisch glän-
zend sich darzustellen suchte; denn wie unter den
Mediceer Fürsten, blühte die Kunst unter den Päpsten.
Jede Darstellungskraft drängte sich herzu, huldigend
den Glanz zu mehren; aber wie die Kirche selbst,
nachdem sie einmal sich weltlicher Herrschaft gleich-
gestellt, den zerstreuenden, verlockenden NVeltmäch-