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Florentiner
Schule.
Dritter
Zeitraum.
mer sehr nützlich vorgekommen; nur miisten sie wie die der
Caracci seyn, welche ich bei der Schule von Bologna be-
schreiben werde. Jetzt kehre ich zu der Florentiner zurück.
VasarPs Zeitgenossen waren Salviati und Jacopo
del Conte, die auch mit Andrea del Sarto und Bron-
zino, Pontormo's Schüler gelebt hatten, aber, wie Gior-
gio, von ihrem Geiste getrieben wurden, Michelangelo
nachzuahmen. Francesco, de, Rossi, der vom Zunamen
seiner Gönner de" Salviati genannt wurde, war Vasarißg
Mitschüler bei Andrea del Sarto und Baccio BandinellL
Er war ein treiilicher Bildhauer, und pflegte diejenigen, welche
sich auf Malerei legten, in der Zeichnung zu unterrichten;
einer Kunst, der er zuweilen zum Zeitvertreib oblag, wie
Verrocchio. Da sich nun Salviati zu Rom mit Gier-
gio sehr befreundet, ja. beinah verbrüdert hatte, so trieb er
auch dieselben Studien , und nahm im Wesentlichen seine
Grundsätze an. Er wurde endlich ein sehulgerechterer, gröh
serer und seelenvollerer Maler, und Vasari selbst preiset ihn
jungen Leuten eine Manier beibringen, durch welche der Mangel an
Gründlichkeit ich versteckt, wenn junge Leute nur erzogen werden,
um sie dem Tode des Ugolino zu weihen, und die Professoren die
Gemüther der jungen Künstler. wie Prokrustes die Wanderer, mi3_
handeln, so sind Akademien schädliche Anstalten. Ein unbedingtes
Urtheil ist also nicht möglich. Da jedoch letztere Voraussetzungen
leichter möglich sind, als erstere, weil Vollkommenheiten seltener
angetrotfen werden als Mängel, und der aus diesen entstehende Ngch_
theil weit grösser ist, als der Nutzen selbst guter Kunstakademie",
indem auch ohne solche treflliche Künstler gebildet werden könnten
und weit mehrere gebildet worden lind, als durch Akademien, so 11h
ben sich sehr viele Stimmen mit Grund gegen diese Art von Kllng{_
attstalten erhoben. Zieht man die Kunstgeschichte zu Rathe, so sieht
man wol, dass Akademien entstanden, als ein ltlultgel an grüssen
Meisterin eintrat und zugleich an grosseit Kuitstunteritehtxiungen, Welche
Gelegenheit zur Ausbildung gaben. Treten aber ausgezeichnete Kümg;
ler hervor und werden diese durch Ausführung grosser Kllllslunter_
nehmungen beschäftigt, so sammeln sich sogleich um diese wach-q
Schüler; jeder wählt sich seinen Meister nach seinen innern Anlagen
und jeder bildet sich eigenthümlich und durch Thiitigkeit aus, die
Akademien treten aber dann zurück und nehmen die N0! gg-
bührende Stelle von Elementarunlerrichtsanstaltelt ein; wie wir eben-
falls in unsern Tagen mit Freuden gewahr werden. Dann aber sind
Akademien, wenn, wie in Berlin und München, der Staat durch sie
das Erlernen erleichtert und dazu die Hülfsmittel lterheischslft, auh
gezeichnete Künstler aber Gelegenheit haben, Schüler thätig zu bilden,
achtbare Anstalten; nur nlüssen sie die ihrer Natur nach llnlergg-
ordnete Stellung nicht überschreiten. Q.