Michelangelds
Nachahmer.
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trat, und eine Verbrüderung der Frömmigkeit, wie eine Kunst-
akademie ward. Der Fürst ward ihr Haupt, und in kleinem
Angelegenheiten vertraten ihn damals D. Vincenzio Borghini,
dann Cav. Gaddi, nachher Baccio Valori, und immer einer der
gebildetstcn Männer der Stadt; wie es denn bis auf heutigen
'l'ag fortgehalten worden ist. Später ward diesem Künstler-
verein zum Sitze das Capitel der Nunziata eingeräumt, das
mit Bildwerken und Gemälden der besten Künstler jeneriZeit
verziert war, wie Valori sagt (Lett. pitt. T0. I. 12. 130.).
Auch noch ein Ort ward ihnen zu ihren Versammlungen an-
gewiesen, und nach und nach erfreute sieh dieser Verein meh-
rerer freisinniger Vergünstigungen von den Fürsten. Seine
Gesetze waren von den ersten Wiederbegründern entworfen
wordsn, zu welchen Vasari selbst gehörte. Er schrieb auch
darüber an Michelangelo (LetLpitt. T0, III. p, 51,) und
versicherte, jeder in dieser Akademie habe von ihm gelernt,
was er wisse; und in der 'l'hat athmet auch diese ganze Ge-
setzsammlung seinen Styl. Dies war damals in Florenz Brauch;
besser freilich wär' es gewesen, hätte jeder dem nachgeahmt,
der ihm zu Sinne war. [n "der Wahl des Styls muss die Na-
tur Führer, nicht Nachtreter seyn; der Styl ist wie ein Freund:
jeder muss ihn nach seinem Herzen wählen. Die Florentiner
haben zwar diesen Fehler mit Andern gemein, und man hat
diessfalls bemerkt, dass Akademien der Kunst schädlich seien,
weil man in ihnen nur darnach strebe, alle Geister auf den-
selben Weg zu leiten, und Italien sei darum reich an Zünft-
lern, arm an Malernu). Mir sind dergleichen Stiftungen im-
21) Der unendliche Streit über die Nützlichkeit oder Schädlich-
keit von Kunstalrudemien ist wol nicht zu schlichten, weil dafür
und dagegen immer nur hypothetisch geurlheilt werden kann. Wenn
die Professoren alle ihre Schuldigkeit thuni Wall" der Direclßr
ein einsichtsvoller und ganz irorurllieilsfreier Mann ist; wenn
"nur das eigentliche Lernhare, das P-osilive erläutert lllld gelehrt
wird und nur die kostspieligen Hültsmittel, z- B. lllürlelle, Abgüsse
nach Statuen und anatomische Werke dargeboten werden, und wenn
der Kunstschule sodann weit umfassende Kunstunternelimungen, wie
Baue öffentlicher oder Prachtgehäude, zur Seite stehen, wddie
jungen Künstler Gelegenheit haben, das in Ausübung zu bringen,
was sie lerneten, und zu entwickeln, was jeder in sich trägt: so sind
Akademien nützlich. Wenn aber die Professoren selbst Leute sind,
welche nicht feste Zeichner, nicht gute Coloristen, sondern hlanieri-
sten sind, wenn sie daher anstatt gründlicher Kunstkesmtniss den