Michelangelws
Nachahmer.
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und Zuccaro, seinen Feinrlenm), er ertheilt den Toscanern
und Andern Lob und Tadel mit gleicher Hand. Findet er an.-
derswvo schwache Maler, so iindet er sie in Florenz ebenfalls;
erzählt er von dem Ncide der Ausländischen, so verschweigt
er den der Florentiner gewiss nicht, wie er denn im Leben
Donatellws und seinem eigenen, noch mehr aber in dem
des Pietro Perugino gar frcimüthig darüber spricht. Seine
minder günstigen Urtheile also über einige Meister gingen nicht
von Zünftelei, sondern von ganz andern Grundsätzen aus. Es ist
wahr, von einigen Künstlern hat er wenig gesehen; bei andern
hat er sich auf minder genaue Berichte verlassen, und von vielen,
die damals lebten, und wie es zu gehen pflegt, mehr getaidelt,
als gelobt wurden, konnte er nicht mit der Sicherheit schrei-
ben, wie wir jetzt thun. Etwas muss man auch wol seiner Üe-
berhäufnng zu gute halten, wesshalb er zuweilen schrieb, wie
er malte, d. h. handwerksmüssigi, von der Faust weg. Dies
beweisen die schon gerügten Wiederholungen ganz in der Nähe,
und die einander widerspr-chenden Meinungen über einen und
denselben Maler, wo an einer Stelle der gut genannt wird, der
an einer andern kaum für vernünftig ausgegeben wird. Dies
bemerken wir besonders bei Razzi, gegen den er Miswillen
zeigt, den ihm aber der schlechte Charakter des Künstlers er-
regte, nicht Schulneid. Endlich liegt die Schuld dieser min-
der wahren, von ihm aber für wahr gehaltenen Urtheile an
seinen Ansichten und seiner Zeit. Er nannte Buonarroti
den grössten Maler unserer Vergangenheit (B. VII. S. 203.)
zog ihn den Griechen vor (S. 117.) und setzte nach diesem
Vor-bilde das Höchste der Malerei in starke und kecke Zeich-
nung, als wärt-n im Vergleich damit Lieblichkeit und Farben-
gebung nichts (S. 123.), Aus dieser Ansicht gehen, wie aus
einer Wurzel, manche seiner Ansichten von Bassano, T i-
zian und selbst Raffael hervor, welche getadelt werden.
Ist denn aber dies Böswilligkeit, und nicht vielmehr Schuld
seines Bildungsganges? Bx-gegnet nicht dasselbe allen Anhän-
gern einer Schule, nicht blos der Malerei, ondern auch der
I9) S.
V a s a. r i
gleilete,
Taja descr. delpnl. Valicmm, p. ll. Zuccaro verzieh
nicht so leicht, dessen Werk er mit beissenrlen Noten he-
wie einer der drei Caracci. Lctt. p-itt. To. IV, l. 120.
L.