Nlichelangelds
Nachahmer.
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eigen Künstler zeigte, so würde sein Ruf weit grösser seyn.
Aber er wollte 'zu riel thun, und zog imeistens die Schnellig-
keit der Vollendung ver. 'Daher sind nicht alle seine Figuren
correct, obgleich er ein guter Zeichner war; oft wird die Farbe
matt und mager s). Und wie "denn Nachlässigkeit immer irgend
etwas aufspürt, womit sie sich bei Andern und bei der Eigen-
liebe abiindet, so hat er in seinen Schriften Sparmeth0dcn7)
und Handwerksmässigkeit angepriesen, d. h. sich an Uebung
und bereits gemachte Studien zu halten. S0 vortheilhaft für
einen Künstler, hinsichtlich Erwerbs, Methode ist, so schäd-
lich ist sie für die Kunst, welche auf diese Weise nothwendig
in Manier und Entstellung des Wahren verfällt. ln diesen Fehler
aber verliel V asari oft, besonders in Werken, die er eilig fer-i
tigte, oder von Andern ausführen liess; wesshalb er sich denn
auch mehreremale angelegentlich bei seinen Lesern entschul-
digt. Zu dergleichen Seibstentschuldigungen mochte ihn W01
der Tadel des Canzleisaales veranlassen, den er, dem Cardinal
zu gefallen, in hundert 'l'agen malte; er hätte sich aber lieber
damals beim Farnese entschuldigen und ihn bitten sollen,
einen andern Meister zu beauftragen, als die Nachwelt umi
Verzeihung seiner Fehler ersuchen. Auch die Warnungen sei-
ner Freunde, wie des Cnro, der ihm immer verhielt, wie
er mit dieser Eil seinem Ruf Eintrag thue 3), mochten ihn be-
stimmen. Da er nun lange Vorsteher der Arbeiten war, Welche
Cosimo l. und Fürst D. Francesco in der Hauptstadt bestell-
ten, so glaubt Baldinucci, dass er dadurch hauptsächlich
zu jener Härte des Styls beigetragen, welche in Florenz über-
hand nahm9).
6) Für die Lorenzokirclxe fertigte er in Auftrag der Meüiceer den
heil. Gismundo, welcher dem Herzog Cosimo sehr geüei. Er musste
vom Altar"heruntergenommen wärdeln, weil die Tinten zerflossen. L.
(7) Plinius (XXXV, 36,) sagt von Philoxenus: celeritatem
praecepturis (Ificmnrzclzi) svcvzlus broviores eliamnuzn quasdnm pi-
cturae vins et coutprnrlinrins invenit. Aus dem Zuuammenhange
aber ergieht sich, dass darum seine Gemälde auch n1inflel' vollendet
waren; und wahrscheinlich mm-hlen diese Sparlnethaden begomlenj
das Mechanische der Kunst betreffen. L.
S) S. Letters pitloriclle T0.
9) Baldinuccv"