Vinci ,
Buonnrroti
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nennt, wicwol ein Ausländer von Geburt, wurde doch aus Nei-
gung und durch Ansiedelung Aretiner. Die Stadt liebte ihn
und gab ihm ein Gut auf-Lebenszeit, wofür er ihr dankbar
schöne Denkmale seines Geistes hinterliess. Er war in seiner
Vaterstadt Dominicaner gewesen; als er nach Italien kam, ward
er ßweltpriester, und hiess zu Arezzo der Prior. Er war
ein grosser Glasmalcr; daher nahm ihn ein Franzos Claude
mit nach Rom, um Fenster für Julius II. zu malen; aber auch
in Arbeiten auf Kalk übte er sich. Er hatte in Italien die
Zeichnung studirt und solche Fortschritte darin gemacht, dass
seine Werke zu Rom den Werken eines Malers aus dem vier-
zehnten Jahrhunderte ähnlich sehen, die zu Arezzo aber neuere
Arbeiten scheinen. Im Dom malte er auf Kalk einige Decken
und Fensterbogcn. Es waren evangelische Geschichten, in der
Zeichnung möglichst Michelangelo artig, nur in der Farbe
matter. Ganz anders dagegen ist er in seinen Glasgemälden,
wo mit einer sehr richtigen Zeichnung und seltenem Ausdruck
Tinten verbunden sind, die bald wie Smaragd, bald wie Rubin,
bald wie orientalischer Sapphir aussehen und im Sonnenlichte
wie Itegenbogenfarhen blitzen. Arezzo hat solche Fenster im
Dom, in S. Francesco und mehrern andern Tempeln in sol-
cher Mcnge, dass jede andere grössere Stadt es beneiden kann.
Sie sind so aus evangelischen und andern heiligen Geschichten
zusammengesetzt, dass sie den Gipfel der Kunst zu berühren
scheinen. Die Berufung des heil. Matthäus in einem Fenster
des Doms wird von Vasari besonders gelobt; „die fernen
Tempel, die 'l'rcppen und Figuren darauf sind so angeordnet,
die Landschaft so eigenthümlich, dass man gar nicht an Glas-
gemälde, sondern an etwas denkt, das zur Freunde der Men-
schen vom Himmel gekommen."
Eh, ich zu einem andern Zeitraume übergebe, mahnen
mich Zeit und Ort, von Erfindung der Glasgemiilde") zu
sprechen, die man auch Musivgemälde nannte, weil sie au
bunt gefärbten und mit Blei, welches die Schatten bildet, ver-
bundenen Gläsern bestehen. Man hat dergleichen, die guten
Gemälden auf Leinwand, oder Tafeln nahe kommen; welche
71) Vgl. B. S petk zur Geschichte der Glasmalerei,
Kunubl. 1820. N. 27 29. W.
in Sahara"!