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Florenliuer
Schule.
Zweiter
Zeitraum-
weniger, als andere in Florenz und Rom, gewesen. Nachher
fing man an, Bogen, Säulengiinge, Vorhiiuser und Gebäude
aller Art besonders zu malen, zu großer Zier der Theater
und weltlicher, wie heiliger Feste. Einer der ersten, die sich
darauf legten, war Bastiano di Sangallo, ein Enkel
Giulianow und Antonio's, und Bruder eines andern An-
tonio, sämmtlich berühmt in Architektur. Dieser ward Ari-
sßtoteles zubenannt, wegen der Reden, die er mit einer ge-
wissen philosophischen Würde und Spitziindigkeit bald über Ana-
tomie, bald über Perspective führte. Von Pietro Perugino
hatte er die Grundsätze der Kunst gelernt, verlies ihn aber
bald, um einen zeitgemässern Styl zu gewinnen. Mehrere Jahre
übte er sich in Figuren, copirte einige Stücke seiner Freunde,
RaffaeVs uml M-ichel angeIoJs, und mit Andrea's
und Ridolfws Beirath führte er auch mehrere Madonnen
und Gemälde nach eigener Erfindung aus. Da er aber im Er.
finden nicht gar stark war, so legte er sich ganz auf die Per-
spective, die er zu Rom von Bramante gelernt hatte, und
übte sie in diesem Zcitraume, wo zu Florenz die grossen Be-
grübnis- und Glückwünschungsfeste an der Tngeßßrdnung
waren. Die merkwürdigsten waren die bei der Erwiihlung
Leo's X. im Jahre 1513 , und als er 1515 nach Florenz
kam. Er hatte Michelangelo, Raffael und an_
derer Künstler mitgebracht, um über die Antlitzseite von S_
Lorenzo und andere Werke, die er im Sinne hatte, sich zu
berathen; und dies sein Hofgeleite" machte das Schauspiel m".
prachtvoller. Florenz ward wie eine neue Stadt. Welche
Bogen stellten G r a n u c ci und R o s s o aufl Welche
Tempel, oder neue Vorderseiten führten Antonio da S,
Gallo und Jacopo Sansovino auf! Welche l-lelldunkel
sah man da von Andrea del Sarto, welche Grottesken von
Feltrino, welche Basrelicfs, Standbilder und Colossen von
Sansovino selbst, von Rustici und Bandinelli! Mit
welchem Geschmack verzierten des Papstes Wohnung Ghir-
lnndajo, Pontormo, Franciabigio, Ubertini! Ich
übergebe die gemeinen Künstler, obwol sie in einem andern
Zeitalter nicht gemein, sondern vorzüglich heisen würden. Ich
sage nur, jener Wettkampf der Geister, jene Kunstausstellun-
gen, mit einem WVoi-te, dieser Tag allein war hinreichend, Flo-