Vinci ,
Buonarroti
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ein heitereres Colorit, grossartigere Licht- und Schattenpartien,
einen herzhaftern und freiern Pinsel, als man vielleicht bis
dahin in Florenz gesehen hatte. Im Ganzen scheint er eine
gewise Munterkeit und Lebhaftigkeit auf die Bahn gebracht
zu haben, wogegen nichts einzuwenden gewesen wäre, wenn
sie nur nicht zuweilen in das Uebertriebene gerathen wäre,
So hat er in der Verklärung in Citta di Castello am Fuss
des Gemäldes, statt der Apostel, ganz miissig eine Zigeuner-
bande angebracht. Sein Bild im Palast Pitti ist von diesen
Flecken frei. Dort sind mehrere Heilige so schön verthcilt,
dass eine Figur durch Helldunkel die andere hebt, und Farben
und Lichter stechen so schön ab, Zeichnung und Bewegungen
sind so kühn; dass man wie vor einem neuen Schauspiele
steht. Auch malte er für den Staat; zu Volterra im Oratorio
des heil. Karl ist eine nicht gut ausgeführte Kreuzabnahme;
eine andre in Citta S. Sepolcro in der Clarenkirche, wovon
eine alte Copie im Dom ist. Sein grosses Verdienst ist die
Hauptgruppe und ein abendliches, fast nächtliches licht, wel-
ches dem Ganzen einen diistern, wahren, jedes Niedr-rliinders
würdigen Ton giebt, Die Werke dieses Malers sind in ltilllen
höchst selten; denn seine beste Zeit verlebte er in Frankreich
im Dienste Franz 1., und führte dort die Oberaufsicht über
alle Verzierungen mit Gemälden und Gypsarbeiten, welche da-
mal in Fontainebleau vorgenommen worden. iln diesem Amte
starb er unglücklicherweise durch Selbstvergiftung; und viele
seiner Arbeiten zur grossartigen Verschönerung des Gebäudes
wurden von Primaticcio, seinem Nebenbuhler, nicht aber
Anhänger, wofür ihn Cellini ausgiebtss), vernichtet._ Von
Rosso blieben dreizehn Gemälde zum Lobe und aus dem
Leben Franz I. , welche der Ab. Guget in s. mcm. sur le collbge
r. de Fr. p. 8l beschrieben hat. Unter diesen ist ausgezeich-
net die vom König vertriebene Unwissenheit, wovon man
66) „Was er Gutes hatte; hatte er von dem wundernswürdigen Styl
unseres Florentiner Malers Rosso, eines wahrhaft wunderbaren
Künstlers entnommen." Cellini's Leben bei Baldin ucci. B. 5,
S. 72. Wer so von Giulio Romancws bestem Schüler schreibt,
wusste entweder nicht, was er schon in Bologna und Mantua ge-
leistet hatte, eh' er Rosso kannte, oder würdigte es aus blinder
Leidenschaft nicht. L.