Vinci ,
Buonarroti
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tern Jahren ihren Styl änderten. Die Karthause hat Werke
von ihm, aus welchen die Kenner seine dreierlei Style abge-
leitet haben. Der erste ist correct in der Zeichnung, stark
im Colorit und kommt Andrea am nächsten. Der zweite ist
in der Zeichnung gut, aber im Colorit schwächer, und diente
dem Bronzino und Andern der folgenden Periode zum Vor-
bilde. Der dritte ist eine wehrhafte Nachahmung Albrecht
Dürer's, nicht nur in den Erfindungen, sondern sogar in
den Köpfen und Falten; ein Styl, der in der That so schönen
Beginnes nicht werth ist! Ausser einigen Leideusgemälden,
die er knechtisch Albrechtfs Kupferstichen in einem dorti-
gen Kloster nachmalte, wo er einige Jahre mit Verlernen zu-
brachte, findet man im Pontormo wenig'Probcn davon.
Einen vierten Styl könnte man nachweisen, wenn in S Lorenzo
noch seine elfjährige Arbeit wäre, die allgemeine Sündfluth
mimlich und das Weltgericht; sein letztes unbarmherzig über-
tünchtes Werk. Er'hatte darin Michelangelo nacheifern
wollen und sich ganz in dem anatomischen Style gehalten,
der in Florenz vor allen andern gelobt wurde. Aber er hin-
terliess dafür etwas ganz Anderes, womit er der Nachwelt die
Lehre gab, ein alter Mann dürfe der Mode nicht nachlaufen.
Andrea pflegte, wie Raffael und Andere jener Zeit,
seine Werke von Malern, die seines Styles kundig waren,
Schülern, oder Freunden, ausführen zu lassen. Diese Bemer-
kung ist nöthig wegen der verschiedenen Hand, die man in
seinen Gemälden erkennt Man weiss, dass er Einiges von
Pontormo ausführen liess, und mit einem Jaeone, wie
Domenieo Puligo umging, zwei für die Malerei gebornen
Geistern, leicht und sich jeder Nachahmung anschmiegend,
aber mehr dem Lebensgenuss, als der Ehre ergeben. Von
dem Einen lobt man die Giebelseite des edlen Hauses Buen-
delmonte zu S. Trinitä, in Helldunkel mit trefilicher Zeich-
nung, worin er vorzüglich war , und ganz im Geiste A ndre a's;
ausser den Oelbildern zu Cortona, welche Vasari sehr lobt.
Der Andere war im Colorit stärker, als in der Zeichnung;
sanft, harmonisch, duftig, nicht ohne Streben, die Umrisse
zu verbergen und sich der Mühe vollendeter Ausführung zu
iiberhebeu. An diesem Zeichen entdeckt man ihn zlllvßilßll
in einigen Madonnen und Zimmergemälden, seinen gewöhnli-
l. au. K