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Florentiner
Schule.
Zweiter
Zeitraum.
Maler, der mit Anstrengung dahin strebt, wohin der andere
durch Genius gelangt ist. Dies Werk ist unvollendet; denn die
Mönche hatten es vor der Zeit aufgedeckt, so dass er sich
darüber ärgerte, um es zu verderben, einige Hammerstreiehe
dagegen führte und, wiewol man ihm dies wehrte, doch nie
es vollenden wollte. Auch hat es kein anderer zu vollenden
gewagt. Auch bei den Barfüssern wetteiferte er mit Andrea
in zwei Bildern, die in dieser Nähe nicht viel verlierem
So stellte er auf der Cajanohöhe, neben einem Freunde 31--
beitend, die Rückkehr 'des M. Tullius aus seiner Verbannung
dar; und wiewol diese Arbeit abgebrochen wurde, war sie doch
verdienstlich. Es gereicht diesem Künstler sehr zum Lobe,
dass er mehrmal neben Andrea gearbeitet und seine Nach_
eifrung und seinen Fleiss geweckt hat, als fürchtete er 1mm
ihm übertroffen zu werden.
Jacopo Carrucciu von seiner Vaterstadt Pontormo
genannt, war ein seltener Kopf, und wurde gleich _in seinen
ersten: Werken von Raffael und Michelangelo bewundert
Er hatte bei Vinci, dann bei Albertinelli einigen Un_
terricht genossen, und Pier di iCosmo hatte ihn in der
Kunst gefördert; endlich ward er Andrea's Schüler. Der
Meister ward eifersüchtig auf sein Talent, bestimmte ihn durch
unartige Behandlung von ihm abzugehen, und fand später
in ihm nicht nur einen Nachahmer, sondern auch Nebenbuhler,
In dem, Besuch im Servitenkloster, in dem Gemälde mehrerer
Heiligen zu S. Michelino, in zwei Bildern, welche Joseph
mit Pcussinaschen Figuren vorstellen, in einem Cabinet der
Gallerie, sieht man, dass er seines Meisters Spur ohne An;
strengung verfolgt, und von einem ihm verwandten Geiste
auf ähnlichen Weg geführt wird. Ich sauge auf ähnlichen
Weg; denn ermalt nicht etwa seine Gesichter und Figuren
nach, sondern hat immer eine ausgezeichnete Eigenthüm-
lichkeit. Bei dem Cav. Cerbone Pucei sah ich von ihm eine
heilige Familie neben andern von Ba ceio Ro sslo und A ndrea;
er wetteifert mit ihnen, ist aber von ihnen verschieden.
Er war etwas wunderlich launenhaft, und wurde leicht
einen Styl überdrüssig , versuchte also einen andern, aber oft
mit unglücklichem Erfolg; wie es auch dem Nappi von Mai-
land, dem Römer Saechi und fast allen erging, die in spä-