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F lorentiner
Schule.
Zweiter
Zeitraum.
erwirktes. Dort „ überlegte er allmälig, was er gesehen, und
nützte es so, dass seine Werke werth geachtet und bewun-
dert., ja was noch mehr ist, nach seinem Tode mehr, als bei
seinem Leben nachgeahmt werden sind," sagt Vasari. E1-
verdankt also seine Förderung auch Rom; mehr jedoch seiner
Natur, die ihn gleichsam an der Hand von Stufe zu Stufe
führte, wie man in dem Barfüsser- und Servitenkloster sehen
kann, wo Werke von ihm aus verschiedener Zeit sind. Bei
den Barfüsscrn malte er in Helldunkel einige Scenen aus des
H. Johannes Leben, wovon die Cartons im Palast Rinuccini
sind; und an diesem Werke hat man offenbare Nachahmung,
ja einige Figuren Albrecht: Dürerßs bemerkt. ln der
Taufe Christi sieht man seinen ersten Styl; seine Fortschritte
in einigen andern, wie in dem um einige Jahre spätem Besuch;
und endlich in andern seine trefflichste und grösste Manier,
wie in der Geburt Johannes des Täufers 52). So sind in dem
kleinern. Servitenkloster die Scencn ans dem Leben des H_
Filippo Benizi ehr anmuthig, obwol es gleichsam die ersten
Regungen des Andrerschen Geistes sind. Ein grösseres
Werk ebendaselbst ist die Erscheinung des Herrn und die
Geburt Mariens; und grösser, als alles von ihm ist über einer
Thiir des grossen Klosters die heilige Familie rastend, die
von einem Sacke Getreide, woran sich Joseph lehnt, gewöhn_
lieh 1a Madonna del Sacco genannt wird; ein in der
"Kunstgeschichte Wenigen andern nachstehendes Bild! Mehrere-
male in Holz geschnitten, hat es endlich nach drittehalb Jahr.
hunderten einen würdigen Grabstiehel gefunden, und ist,
nebst einem andern verwandten Bilde aus RaffaePs Zim-
mem, in Kupfer gestochen worden 63). Beide Blätter sind in
den reichsten Sammlungen, und überzeugen den, der Florenz
und Rom nicht gesehen, dass Andrea zuweilen eher Mitwer-
ber jenes ersten Meisters ist, als ihm nachsteht. In der Nähe
betrachtet, lässt dies Gemälde uns nicht los; so vollendet ist
e, so ausgearbeitet jedes Bärchen, so höchst kunstreich jede
62) Diese Bilder sind oftmals von guten Stechen: benutzt worden,
und erst neuerlich wieder in folgendem Werke erschienen: Pilture a
ßssco (li Andrea del Sarta. Firenze 1823. in Foliu. 14 Blatt.
hlorghe n.
Raff.
Von