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Florenüner
Schule.
Zweiter
Zeitraum.
terhin nach Florenz, und zu Vasarfs Zeiten war eine
Sammlung davon in S. Cnterina, einem Dominicanerklostcr,
in den Händen der Schwester Plantilla Nelli, deren edle
Familie von ihr eine Kreuzigung mit vielen kleinen, höchst
fleissigen Figuren besitzt. Meistens erscheint sie als gute Nach-
ahmerin des Frate; zuweilen aber hatte sie auch andere Style,
wie in der Kirche ihres Ordens wzu sehen ist. Hier zeigt man
eine Kreuzabnahme, deren Erfindung von Andrea, von ihr
ausgeführt eyn soll; und eine Erscheinung ganz von ihr, mit;
einer Landschaft, die einem Neuem Ehre machen könnte; in
den Figuren aber ist eine Zeichnung, die an das Alterthum
rührt.
Andrea Vannucchi, nach seines Vaters Gewerb An-
drea dcl- Sarto genannt, wird von Vasari als Fürst der
Schule gepriesen, weil er ,',mit weniger Fehlern, als andere Flo-
rentiner Maler, gearbeitet, weil er Schatten und Licht sehr
gut und das zurücktreten der Gegenstände in Schatten ver-
standen, und mit lebhafter Süssigkeit gemalt, überdies auch
die Art gezeigt, nass vollkommen auszumalen, ohne viel trok-
ken nachzubessern, wesshalb all' seine Werke in Einem Tage
gemalt scheinen. " Baldinucci tadelt seine Armuth an Er-
iindung; und allerdings ist kein sonderlicher Aufschwung der
Ideen in ihm, welcher Dichter, wie Maler macht 60). Diese
Gabe hatte Andrea nicht; bescheiden, angenehm, reizbar,
wie man sagt, von Natur, scheint er diesen Charakter seinen
Bildern aufzuprägen. Die Vorhalle der Nunziata, die er zu
einer Gallerie gestaltete, ist der sehicklichste Platz, ihn beur-
theilen zu lernen. Diese reinen Umrisse der Figuren, Welche
ihm den Zunamen des Andrea ohne Fehl erwarben, diese
angenehmen Gesichtchen, die im Läfhcln oft an COT6gi0'S
Einfalt und Anmuth erinnern"), diese so gut ausgeführten
Gebäude, diese jeder Lage angemessenen Gewänder, dieser leichte
Faltenwurf, diese volkansprechenden Zügc von Neugier, Wun-
G0) Dieser Vorwurf ist laöchst ungerecht; denn schon die nach-
lmliä V0n Lzi. aufgeführten Werke sind hinreichend, den geistigen
Relßiliilllm des Andrea zu beweisen. Q.
61) S0 ein H. Raphael mit Tobias, der aus der K. Gallerie zu
Flßrßlll ill die Kaiserliche nach Wien kam. S. Rasa Sczwla ita-
lianu p. M1.