Vorwort.
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Titanenkraft den Kunsthimmel stürmen, und auf
die Erde herabreissen wollte, überall das schärf-
ste Aeusserste, Furchtbarste zum Vorwurf gross-
artiger, überkräftiger Darstellung machte, damit
nicht selten das Verzerrte, Seltsame, Gewaltsalne,
Phantastische statt des Schönen ergriff und, indem
er so durch unbändige kühne Reflexion und Kri-
tik seine tiefe äehte Urkraft steigern wollte, und
der Kritik im Schaffen mehr einräumte und anmu-
thete, als ihr gebührt und sie vermag, für die
schwächere Folgezeit zumal Muster einer einsei-
tigen, immer mehr in seelenloser Manier und
"Handwerksmässigkeit erstarrenden Richtung Wur-
de. Denn das Genie macht die Regeln, aber Re-
geln kein Genie. Wie nun aber auch in der eng-
lischenPoesie neben dem tliesemBuonarroti ver-
wandten B e n J 0 n s o n der Weltgeist einen
Shakspeare hervorrief) so bildete sich auch dem
B uon arro ti gegenüber in stätiger, immer auf sich
zurückgewendeter und so gestählter , Wie trieb-
lnässig geläuterter , vom Schönheitsinn gehän-
digter, bedingter und begränzter Kraft Raffael
Sanzio heran. Ohne die Erscheinung beider
Ileroen erklären zu wollen durch die Gunst oder
Ungunst ihrer Zeit-, Ort- und Mensehenulngebung,
durch ihr Studium der Antike,- Momente, deren
Ein- und Mitwirkung darum nicht geläugxlet wer-
den soll, wenngleich sie nothwendig eine Gegen-
wirknng von Seiten der Künstler fordern und vor-
aussetzen werde hier nur bemerkt, dass in
und mibihnen die producirende, oder Qoetische,
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