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F lorentiner
Schule.
Zweiter
Zeitraum.
licher, grossartiger, und dem Nackten angemessener gemalt.
In Bildersammlungen sieht man hier und da in Florenz Sachen
von ihm, sehr selten ausser Florenz; hier werden sie von Frem-
den eifrig aufgesucht, wiewol sie fast nie zum Verkauf kom-
men. Eine Madonna von ihm wlirde jedoch in diesen letzten
Jahren für das Cabinet des Obcrsthofmeisters angekauft, wo sie
mit etwa drcissig Bildern der ersten Maler aller Schulen, so zu
sagen, eine neue Tribune im Kleinen in Florenz bildet. Die
Väter ifon S. "Marco haben eine beträchtliche Anzahl Bilder
von ihm in einer Hauscapelle, und darunter einen Heil. Vin-
centius, der, wie Bottari sagt, von Tizian oder Gier-
gione colorirt scheint. Das beste aber und seltenste hat ade,-
Fürst, in dessen Sammlung das letzte Werk F. Bartolom-
men's beiindlich ist, nämlich ein grosses Gemälde in He11_
dunkel, vorstellend die heiligen Beschützer der Stadt um 1m_
sere liebe Frau. Es ward für den öffentlichen Rathsaal vom
Bannerherrn Soderini bestellt, und blieb, weil der Künstler
1517 starb, blos in der Zeichnung, wie Buonarrotfs und
Vinci's Werke; als wäre es das Schicksal dieses Ortes, das
er immer mit den Werken der besten Meistern ausgeschmückt
werden sollte, und doch niemals würde. ll Frate gehört ge-
wiss darunter; und Richardson bemerkt, wenn er so gliick.
liche Verbindungen, wie Raffael, gehabt hätte, wäre er viel-
leicht nicht unter ihm geblieben (T0. III. 17. 126.) ObWol aber
dies Bild unvollendet ist, wird es doch als eine wahre Kunst-
schule betrachtet. Die Methode dieses Mönches war, zuvör-
derst die Figuren nackt zu zeichnen, dann die Gewänder am
zulegen, und, zuweilen auch in Oel, ein Helldunkel zu ge-
ben, welches die Licht- und Schattenpartien bezeichnete, diß
"sein grosses Studium und die Seele seiner Gemälde waren.
Diese Vorkehrungen zeigt das grosse Gemälde, und es verhält
sich zu der Ausmalung, die ihm werden sollte, wie die alten
Kreidenmodelle zu den Statuen, welchen Winckelmann den
Genius unddie Meisterschaft der Zeichnung besser aufgeprägg
Ölldef, als den ausgehauenen Marmßrnm).
59) Mehrere von den. hier beschriebenen Gemälden des Frdte
findet man in Reale Galleria di MTenze illustrata. Päwnze. Ueber.
haupt empfehlen wir dieies Werk den Lesern des Lanzi, weil die