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Florentinex
Schule.
Zweiter
Zeitraum.
Vertreter brauchte, förderte, unterstützte und mit Zeichnungen
bereicherte. Man weiss, dass, als Daniel in der Farnesina.
arbeitete, Michelangelo ihn nicht verliess, und, mag das
Gerücht wahr oder falsch seyn, in seiner Abwesenheit auf das
Gerüst stieg und mit Kohle einen kolossalen Kopf zeichnete,
der noch dort zu sehen ist. Daniel liess ihn für die Nach-
weit stehen, zu zeigen, was Buonarroti vermochte, der
ein so grosses und doch so vollendetes Stück aus freier Hand
und wie zum Scherz hinwarf. Auch hätte Daniel ohne
Michelangelo jene wunderbare Kreuzabnahme in Trinitä,
de' Monti nicht zu Stande gebraehtis), irelche nebst dei-
RaffaePschen Verklärung und dem H. Hieronymus von
Domenichino unter die besten Bilder Roms gerechnet wird.
Man glaubt diesen traurigen Auftritt zu sehen; den Erlöser,
der wie ein Leichnam fällt und wirklich bei der Abnahme
herabsinkt; die frommen Männer, die verschiedentlich besehäf.
tigt, in verschiedenen und entgegengesetzten Stellungen um
diese heiligen Ueberreste sich mühen und sie verehren; die
Mutter Gottes ohmächtig unter den mitleidigen Frauen; den
geliebten Schüler, der die Arme öffnet und in den Anblick
versunken ist. E ist eine Nacktheit darin, welche Natur
scheint, eine Farbe in den Gesichtern und durchaus, die ganz
dem Gegenstande angemessen, eher kräftig, als lieblich ist,
eine Rundung, eine Uebereinstimmung, kurz eine Kunst, die
man fast für Miehelangelfs halten würde, wenn nur
sein Name dabei stünde. Darauf, dünkt mich, spielte auch.
der Künstler all, als er seinen Buonarroti mit einem Spie-
gel dazu malte, als wollte er andeuten, in diesem Gemälde
säh' er, sich selbst wieder. Andre Kreuzbilder malte Daniel
in der Capelle Orsini, wo er sieben Jahre arbeitete. Doch
sind sie von geringerem, Werthe. In einer andern Capelle der
Kirche liess er seine Zöglinge malen, welche der Wegweiser
nach Rom Michele Alberti und Gio. Paoßlo Rossetti
nennt, welchen er Zeichnungen dazu gab; eine davon führte
L
56) Diese Kreuzabnahme ist von Niclans Dorigny gestochen.
Das Gemälde selbst wurde von der {Vand genommen, allein die Re-
stauration ist dem so n-efflichen Palmaroli nicht gelungen, Weil
dies Bild zu sehr beschädigt war. Q.