Vinci,
Bngonarroti
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stehend,vin Lehensgrösse, soll ehmals im Hause Mocci (Mozzi)
zu Florenz gewesen und nachher in die Hauptkirche zu Burgos
gekommen seyn, wo es sich noch belindetn). Auch fertigte
Michelangelo ein Rundhild einer heiligen Familie, mit
einigen Nackten in der Ferne, für Agnol Doni. Es ist jetzt
in der Tribune der Gallerie von Florenz, und sehr gut erhal-
ten. Richard son und Andere loben es der kräftigen Tinten
wegen; aber es ist a tempera; daher es dort neben den besten
Meistern aus allen Schulen, die auf dieser Kunstbiihne gleich-
sam einander fürchten, als das gelehrteste zwar, aber min-
dest schöne erscheint; der Vor-fertiger zeigt sich als den
stärksten Zeichner, aber als den mattesten Colcristen von
allen übrigen. Auch ist die Luftperspective etwas nachlässig,
inwiefern, wenn die Figuren tiefer stehen, nicht soviel Licht
ist; ein in jener Zeit nicht seltener Fehler! Nach manchen
andern, oft wiederholten und gleichsam gemein gewordenen
Werken, die in den Bildersälen für Werke von ihm ausgegeben
werden in Florenz, Rom, Bologna, auch im Verzeichnis der
Kais. Gallerie zu Wien und in den Königl. Sammlungen in
Spanien stehen, wie dem Gekreuzigtensz), der Frömmigkeit,
dem schlafenden Christkinde, dem Gebete im Garten, kann
man über seinen Styl nicht leicht entscheiden. Sie sind wol
von Michelangelo gezeichnet, aber wahrscheinlicher von
andern iilalern ausgeführt. Dies bewciset VasarPs Schwei-
gen; wahrscheinlich macht es ihre Ausgeführtheit, die kaum
von einem Manne zu erwarten ist, der auch in der Bildhaue-
rei selten etwas vollendete; endlich glauben es Mengs und
andere Kenner, die ich darüber befragte. Anfangs mag Eines
oder das Andere nach seinem Rathe colorirt worden seyn, da
51) Conca rlescriz. odrpnrica zlella Spagmz. T. l. p. 2-1. L,
52) Unverslänrlige glauben, Michelangelo hülle Eillffll Menschen
an's Kreuz geschlagen und sterben lassen, um das Bild des gekreu-
zigten Erlösers recht lebhafte darzustellen. S. Dnzti postille (zlla vitn
da" Pqrrasio von welchem man einen solchen Mord erzählt, Beide;
sind Fabeln. Michelangelws Gekreuzigle kehren oft wieder,
bald mit Madonna und Johannes, bald mit zwei Engeln, die das Blut
auffangen. Butturi führt mehrere in vielen Bildersammlungen an.
Ich füge die im Palast (Iaprara, Bonfigliuoli und Biancani zu Bologna
an. Einen sehr schönen hat der Graf Chiappini zu Piacenza; noch
einer ist in der Kirche des Scniinariums zu Ravenna. L.