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Florentiner
Schule.
Zweiter
Zeitraum.
würde einem Schüler RaffaePs keine Schande machen. Und
nicht diese Figur allein jenes- grossen Deekengemäldes sah
Annibal Caracei gern, sondern viele andere nackte, die er
sogar zum Muster wählte, und denen des Weltgerichts verzog,
welche ihm zu anatomisch schienen, wenn man Bellori49)
glauben darf. Mag er doch im Helldunkel nicht so zart und
kunstreich, als Coreggio seyn, die Gemälde im Vatican
haben eine solche Kraft und Rundung, dass der grosse Kenne;-
Reifenst ein, wenn er die Fremden aus der Sistina in den Far.
nesischen Saal führte, bemerkte, wie weit hierin die Caraeei
gegen Buonarroti zurückgeblieben. Ueber sein Colorit ur.
theilte Dolce im dialogo sopra 1d pilturu minder vortheilhaft,
weil er für Tizian und die Venezianer eingenommen War;
niemand aber wird lüugnen , dass die Färbung in dieser Ca.
pelle der Zeichnung höchst angemessen ist5O)Ä Und dies war
sie wol auch in den beiden Bildern der Paolina, der Kreuzi-
gung des H. Petrus ,l und der Bekehrung des Paulus, welchen
freilich die Zeit zu viel angehabt hat, als dass man Näheres
darüber sagen könnte.
Ausser den beiden Capellen sieht man kein ödentliehes.
Gemälde von ihm, und uns man in Gernäldesamnllungcn für
seine WVerke ausgiebt, ist' fast Alles von anderer Hand. [n
Florenz malte er für Alfons, Herzog von Ferrara, eine sehr
schöne Leda, die er ihm aber nicht verkaufte. Michelange] o,
den ein Höfling beim Abfordern derselben beleidigte, gab gie
ihm nicht, sondern schenkte sie seinem Aufwärter Antonio
Mini, der sie in Frankreich verkaufte. Vasari sagt, es sei
ein grosses Bild n Ie7izperu kräftig gemalt gewesen, und Ma,
riette in den Anmerkungen zu Condivi will es, Wiewgl
verdorben, gesehen haben; ihm habe geschienen, Michelan-
gelo habe hier seine Behandlungsart vergessen und ganz Ti-
zia_n-'s Ton angenommen. Hieraus steht zu vermuthen, das
es eine Copie in Oel von einem tüchtigen Maler gewesen;
um somehr, da. Argenville bemerkte, das Original sei
zur Zeit Ludwigs XllI. verbrannt werden. Eine Madonna von
ihm mit dem Christkinde, neben der Wiege auf einem Steine"
L
Vitc de' pilmri zur. p. 44.
Iclea de! tmupin dnllrz p-iltzrra.