Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

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Florentiner 
Schule. 
Zweiter 
Zeitraum. 
Propheten und Sibyllen 40), deren Styl Lomazzo, ein unpar- 
teisamer Richter, weil aus einer andern Schule, für den besten 
in der ganzen Welt hält  In der That künden darin auch 
die Würde der Gesichter, die trügen, schweren und ernsten 
Augen, ein ungewöhnlicher und seltsamer Wurf der Gewänder, ihr 
Stand und ihre Bewegung selbst Leute an, zu welchen, oder durch 
deren Mund Gott spricht. Am meisten bewundert Vasari 
unter ihnen den Jesaias, der, „ganz versunken in seine Ge- 
danken, eineHand im Buche haltend, zu Bezeichnung der ge- 
lesenen Stelle, den andern Arm mit dem Ellenbogen auf das 
Buch gelegt hat, und, die Wange auf die Hand gelehnt, von 
einem der Knaben hinter ihm angerufen, nur dcn Kopf dreht, 
ohne sich im übrigen zu verwenden  eine Figur, irelchc 
allein, gehörig studirt, alle Regeln eines guten Malers reichlich 
lehren kann." Gleich kunstreich sind die bVeltschölwfung, die 
Sündlluth, Judith, und die andern an dem grossen Gewölbe 
vertheilten. Alles ist lllannichfaltigkeitund grossnrtig seltsam 
ersonnen in Gewändern, Verkürzungen, Gebärden, Alles neu 
in Zusammensetzung und Zeichnung. Wer Sandra's und 
seiner Mitmaler Bilder an den Wänden betrachtet und dann 
den Blick zur Decke hebt, der sieht Mich clangclo gleich 
einem Adler ob den Andern schweben, und kann nicht glau- 
ben, dass ein in dieser Malerei Ungeübter gleichsam in seiner 
ersten Arbeit die besten Alten so weit übertreffen, und den 
Neuem so einen ganz andern Weg verzeichnen konnte. 
Unter den nächstfolgenden Päpsten beschäftigte sich M i- 
chelängelo immer mit Bild- und Bauwerken, fast nie mit 
Malerei, bis Paul lll. ihn wieder vermochte, den Pinsel zu 
ergreifen. Clemens VIl. war auf den Gedanken gekommen, 
ihn in der Sistina zwei andere grosse Bilder malen zu lassen, 
über der Thiir nämlich den Fall der Engel, und gegenüber 
über dem Altar das Weltgericht. Michelangelo hatte Stu- 
dien zum Gericht gemacht und Paul llI., der dies- wusste, 
L 
40) Diese Sibyilen und Propheten sind von Volpnlo schön, aber 
nicht Ilßch treuen Zeichnungen gestochen. Geqrg Ghisi hat sechs 
von diesen Sibylien und IH-opheten ebenfalls sehr frei in seinen Ku_ 
pfersticlnen behandelt, weiche er 1540 gestochen hat. P. G. Tal. 15_ 
p. 393. N0. 17 bis 22. Q.  
41) Irieu de! tempin della pittura. p. 47. rd. Hrßlagn. L.
	        
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