190
Florentiner
Schule.
Zwc-iler
Zeitraum.
ten Zeitraums von Frate an, ihn ausgenommen, aufzählt und
Baffael ihnen anschliesst 35). Dieser Punct der Kritik ist je-
doch noch nicht hinlänglich entwickelt, wiewol viel für und
wider Vasari geschrieben worden ist. Ich denke nicht, wie
Manche, dass Buonarrotfs Muster alle für Sanziow Styl
wie nicht vorhanden gewesen, weil es ein anderer ist. Viel-
mehr würde ich diesem göttlichen Geiste Unrecht zu thun
fürchten, wenn ich behaupten wollte, er, der überall das Beste
in der Kunst benutzte, habe solche Muster nicht beachtet. Ich
halte also für gewiss, Raffael habe auch Michelangelo
studirt, und er scheint es mündlich bekannt zu haben, wie ich
an einem andern Orte erzählen werde. Nur dies kann man
dem Vasari bestreiten, dass er jenen Carton gesehen habe,
als er zum Erstenmale nach Florenz kam und kurze Zeit dort
sich aufhielt 37).
Dieser Carton ist nun verloren gegangen; und Baccio
Bandinelli kam in den bösen Ruf, ihn zerrissen zu haben,
entweder damit ihn kein anderer benutzen sollte, oder weil er,
36) Diese so berühmten Compositionen wären für uns ganz verlo-
ren, wenn nicht treilliche Kupferstecher, die grosse Zeichner waren,
wenigstens einzelne Gruppen daraus durch ihre Werke für die Nach-
welt erhalten hätten. Der Stich von A ugu stin da Ven ez ia ist u"-
ter der Benennung Las Grinlpezzrs (die Kletterer) bekannt. Peinlre
Graveur Vol. 1d. No. 423. p. 318. Le solrlat frappant llwnune
und, N9. 443. p. 336, ungewiss oh von Augustin gestochen Ein
einzelner Soldat aus der Gruppe der Kletterer vielleicht von Marc
Anto n N0. 463. p. 3:14. Ein sich ankleidender Krieger von Marc
Antonio N0. 472. p. 351. Endlich hat auch Marc Antonio
selbst die grusse Gruppe der Kletterer gestochen, welche wir oben
als ein Werk des Venezianer: A u g u s ti n rülnnten , jedoch mit meh-
rern willkührlichen Abänderungen, eowol von Augustims Kupfer.
ntich alsjuch der Originulzeichnung p. 361. N0. 487. Q.
37) Raffael kam gegen Ende des Jahres 1504 nach Florenz
(Lelt. püt. T0. 1. p. 2. In diesem Jahre ward M. nach Rom be-
rufen und lies: deinen Carton unvollendet. Als er nachher au;
Furcht vor Juliul II. aus Rom floh, vollendete er ihn 1506 in
drei Monaten, Vergl. Juliuivs Breve, worin er M. zurückberuft
(Lett. pm, T9. III. p. 320.) mit Vasuri (T0. VI. p. l9l. Flur,
Aus-g.) Als M. daran arbeitete, liess er ihn niemand sehen (p. 182.),
und als er fertig war, wurde er in den Saal des Papstes gebracht
und ltudirt (p. 184.). Raffael war damals schon wieder in Flo-
renz, und dies Werk konnte ihm den Weg zu dem neuen Style bah-
nen, der, nach der Behauptung eines Englischen Gelehrten, in der
Mitte zwischen dem Buonarrotiüchen nml Peru giniwcheu
steht. L-