Vinci ,
Buonarroti
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man rlen Griechischen Meistern Unrecht thue, wenn man einen
neuern mit ihnen vergleiche, geschweige denn gar ihnen vor-
ziehe; und ich darf nicht zu weit über Leinwand und Farben
mich versteigen 35).
Auch kann man in dieser Gattung gerade nicht viel von
Michelangelo anführen, indem er wenig malte, gleichsam
als fürchtete er, der Erste in der Bildhauerei, der Zweite,
oder Dritte in der Malerei zu scheinen. Seine meisten Com-
positionen begnügte er sich, wie wir von Vinci erzählten,
zu zeichnen, und darum kann sieh manches Cabinet rühmen,
Zeichnungen von ihm zu besitzen, keines aber Gemälde. Ein
Wunder der Kunst hierin soll der Carton des Pisnucr Kriegs
gewesen seyn, welchen er entwarf, umk mit Vinci in dem
Saale des öffentlichen Palbste zu Florenz zu wetteifern. Ma-
riette behauptet in dem bereits angeführten Briefe, Vinei
habe ihm durch sein Muster die Bahn zu diesem grossen Werke
geebnet, gesteht aber doch, dass B. ihn besiegt habe. Mich el-
angelo begnügte sich nicht, das Handgeineng zwischen den
bewaffneten Florentinern und ihren Feinden darzustellen; son-
dern er liess den Angriff in einer Zeit geschehen, wo ein 'l'heil
der erstern sich im Arno badete, und stellte demnach mehrere
Nackte dar, welche aus dem Wasser stiegen und sich zu rüsten
und zu wehren eilten; so konnte er die seltensten Verkürzuni
gen, die furchtbarsten Bewegungen, mit einem Worte, das
Höchste anbringen, worin er so trefflich ist. Cellini sagt
im 13. Kap. seines Lebens, Michelangelo habe in der Ca-
pelle des Papst Julius nicht halb so viel geleistet; und Va-
sari, alle, welche nach diesem (larton studirt und dergleichen!
gezeichnet hätten, wären in dieser Kunst trefflich geworden;
zu welchem Ende er denn die besten Florentiner dieses zutei-
Cavallo erfahren, weil ohne dem dieses Uriheil unbegreiflich ist. Q,
S. dagegen B, J. Duuens Aufsatz: die Iferdebiiudiger auf [Name
Cavallo in Schurrfs Kunstblalt 1822. N. 101 103. W,
35) Nichts zeigt den grossen Unterschied zwischen den Allen und
Bunnarr. mehr, als das Flussstanrlbild i'm Clernenlinischen 19Min.,
wo B. den Kopf, den rechten Arm mit der Urne und andere kleine
Theile ergänzte, aber in einem Styl, welcher neben dem wahrhaft
großen des aiteu Künstlers übertrivliexi und gezwungen scheint, wie
der Erläutcrer dieses hluuenms T0. I, p. T2 bemerkt. Dauseibe hörte
ich schon von C nvaueplu-i. L.