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Floreminer
Schule.
Zeitraum.
Zweiter
schlaft in der Malerei, seinen eignen Bruder Bcnedict nach
Frankreich schickte, und, vielleicht Buonarrotiw seltenes
Talent fiirchtend, ihn auf die Bildhauerei verwies. Denn als
Lorenz der Prächtige die in seinem Vaterlande etwas ver.
fallene Bildhauerei wieder heben wollte, in seinem Garten
zu S. Marco viele alte Marmorwerke gesammelt, und einem
Schüler Donatellws, Bertoldo, die Aufsicht darüber über-
tragen hatte, den Ghirlandajp aber nach einem Jüngling
fragte, der sieh vielleicht dort zum Bildhauer bilden könnte,
so gab ihm dieser den Michelangelo. Dies verdross seinen
Vater Lodovico , dem diese Kunst seines Adels minder würdig
schien; doch durfte er es nicht bereuen. Lorenz o, der seinen
Wunsch erfüllt sah, streckte Lodovico Geld vor, und hielt
Michelangelo in seinem Hause mehr als Verwandten, denn als
Besoldeten; liess ihn mit seinen Söhnen, mit Poliziano
und andern Gelehrten, welche die Grossen des Hofs ausmaeh.
ten, an einem Tische speisen. In den vier Jahren, welche
M. Angele dort zubrachte, legte er den Grund zu aller Bil-
dung und trieb besonders Dichtkunst; daher er denn, wig
Vinci, Sonette machte, und sich an Dante ergetzte, dem
Sänger geheimer Lehre, der nicht für gemeine Geister ist")
Er studirte die Zeichnung in der Capelle des Masaccio, m-
pirte im Garten die Antike, trieb Anatomie; und diese Wis-
senschnft, womit er im Ganzen zwölf Jahr zugebracht haben
soll, zu grossem Nachtheil seines Unterleibes, gab ihm seinen
Charakter, seine Meisterschaft und seinen Ruhm").
S0 schuf er sich den Styl, der ihn zum Dante der
Künste machte. Wie dieser Dichter stets sich die schwierig.
lten Aufgaben stellte, und an einem tiefverborgenen Stoff sich
25) Für diesen Dichter wur er leidenschaftlich eingenommen, um]
machte Federzeichnungen darüber in einer Handschrift, die leider-
verluren gegangen. Er wollte nein Andenken mit einem prächtigen
Grabmal ehren, wie aus einer Bittschrift an Leo X- erhßllt. Die
Mediceer Akademie verlangt darin die Gebeine des göttlichen Dich-
lefl; Michelangelo unterzeichnete mit und bot sich an. Gari
illullTuz. alla vila di Candz'vz' p. 112. L-
16) Nach Condivz" p. 117 wollte er eine Abhandlung, über alle
Arten menschlicher Bewegungen und Erscheinungen, und über die
Knochen schreiben, mit einer sinnreichen au: langem Studium her-
Vorgegnngenen Theorie. L.