Vinci ,
Buonarroti
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chen liegt, reich in Gewänder gehüllt, mit einem Halsschmuck,
welches zu Bologna im Hause des Bannerträgers befindlich
ist w).
Nach diesem ersten Alter kam Lionardo nach Mai-
land zu Lodovico Sforza, welcher das Leierspiel sehr liebte,
um dort zu spielen; und Lionardo brachte dies mit eigener
Hand verfertigte grösstentheils silberne Instrument mit dahin,
etwas Seltsames und Neues. Da er alle dort versammelten
Spieler übertraf und durch seine Stegreifdichtilng, wie durch
seine gelehrten Gespräche die ganze Stadt zu Bewunderung sei-
nes Talents hinriss, so behielt ihn der Fürst dort, und er blieb
bis 1499, mit mancherlei schweren Studien, mechanischen und
hydrostatischen Arbeiten in Diensten des Staats beschäftigt.
Damals malte er ausser dem grossen Speisesaal Maria delle
Grazie") wenig, verbreitete aber als Vorsteher einer Akademie
der schönen Künste eine Bildung in Mailand und zog so wür-
dige Schüler, dass diese Zeit die rühmlichste seines Lebens ist,
wie wir sehen werden.
Als Lodovico Sforzzfs GlüclF schwand, kehrte er nach
Florenz zurück und begab sich, nach einem ungefähr drei-
zehnjährigen Aufenthalt daselbst nach Rom, wo damals Lco Xt,
sein ehemaliger Gönner, Papst ward. In diese Zeit fallen
einige seiner ausgezeichneten Werke zu Florenz, wie das be-
rühmte Bildnis der M. Lisa, eine Arbeit von vier Jahren, die
er aber nie für vollendet hielt; der Carton der H. Anna zu
einem Gemälde bei den Scrviten, welches er nie colorirte; ein
anderer Carton von der Schlacht" Niccolo Piccininsfs für den
Rathssaal, wodurch er mit Michelangelo um den Preis
rang"), den er aber ebenfalls nicht ausführte, weil ihm ein
10) Letztere Bilder befinden sich nicht mehr an den von Lz. an.
gegebenen Orten. Q-
ll) R. Morghenü Kupferelieh nach dem Abendmal von L. du
Vinei ist als Stich hewundernswürdlg, doch keine treue Nachbil-
dung des Üriginals. S. über dieses Abendmal Giuseppe Bossi
de! cenacolo di Leonardo da V inci. Mihmo. 1810. Fr. Müllerh:
Kritik der Schiff! Bossiw über das Äbendmol von Leonardo
da V i nci in den Heidelberger Jalirbüchene, Den. l 8l6, besondere
abgedruckt. Heidelb. 1817. M il lin Voynge (Ions le Illilunmis; 2 V ul.
1817. Tome I, p. 224. Amoretti ßleznorie storiche p, 57, Q.
12) Beide sind verloren, nachdem sie den besten Malern dieser
zeit lllld Andrea de! Sarto selbst zu Studien gedient. S. wen