XIV
Vorwort.
wird, ein Bild in einen Begriff ilbersetzbar seyn?
wenn ein Gedanke Liehtkörper werden kann, ein
Lichtkörper wiedei- Gedanke werden können? die
Thatsaclue That und Plandlung? Leider aber ist die
Geschichte der Malerei zu einer Nekrologie der
Maler" und Schulenanatomie geworden, welchen
Leben 'und Bewegung fehlt, so dass das Gesetz
derselben, die Systole und Diastole, die Veräste-
lung und V ergliederung der Organe und Systeme,
nicht erkannt wird. Dass aber nur so ein leben-
diges Anschaun und Wissen möglich werde, wird
wol kein Unbefangener läugnen.
Es ist nämlich, unseres Bedünkens, nicht zu
verkennen, wie jener anfängliche oljen angedeu-
tete embryonische Zustand der neuen Malerei sich
in einem chaotischen Gewilnmel von lllusievarbeiten,
und sogenannten nicht von Händen gemachten
(äxezpwmuyroig), später-hin Lukasbildern, aussprach,
Welche sich, trotz der im vierten Jahrhunderte ein-
gerissenen Zerstörungswuth, erhielten; wie den Bil-
derstürmern im Orient die Bilderdiener im Abend-
lande gegenübertraten, welches letzere nun Zu-
fluchtsland der Künstler Ward; und wie in und
mitldieseln, durch Kreuzzüge, Handel, Kirchenei-
fersucht gesteigerten Gegensatz das Rohe, Typische,
gleichsam Dogmatische, z. B. ein Heiland mit Kö-
nigskrone und vier Nägeln, eine Madonna mit dem
Kinrle u. s. W. Rumohr nennt dies bis in
Einzelheiten durchgreifende Stereotypische, diesen
Krystallkern Styl ja des Starre, Unbeholfene,
Dürftige allmälig erst sich in Bewegung, Lebens-