Vinci ,
Buonarroti
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Lionardo aus Vinei , eineznv Schloss in Unterval.
darno, war natürlicher Sohn eines Pietro, Notars der Sie
gnOriü von. Florenz, und eward 1452 5) geboren. Er erhielt.
von der Natur einen über" das Gewöhnliche erhabenen. und
scharfen, unablässig forschenden und muthigen Geist, nicht-
allein für die drei zeichnenden Künste, sondern auch für die
Mathematik, die Mechanik, Hydrostatik, Musik und Poesie;
die ritterlichen Künste, wie Reit-, Fecht- und Tanzkunst nicht
zu erwähnen. Alle diese Fertigkeiten bekam er so in seine
Gewalt, dass er für jede, die er trieb, geboren und aus--
schliesslich gebildet zu seyn schien. Mit dieser Geisteskraf-
tigkeit war in ihm eine solche Anmuth des Gesichts und der
Bildung verbunden, dass die Geistestrelllichkcit" dadurch nur
verschönt wurde, weshalb er denn auch bei Auswärtigen, Mit-l
bürgern, Privatmiinnern und Fürsten angenehm war, undmit
letzteren lange beinah als Vertrauter und Freund lebte. So
konnte er denn auch, wie Vasari sagt, ohne sonderlichc
Anstrengung stets wie ein grosser Herr leben.
Bei Verrocchio lernte er die Malerei, worin er, wie
wir sagten, als Jüngling den Meister übertraf. Spuren dieser
ersten Erziehung behielt er durch sein ganzes Leben. Auch er
zeichnete, gleich Verrocehio, lieber, als er malte, trieb un-.
ermüdet Geometrie, liebte in der Zeichnung und in der Wahl
der Gesichter nicht sowol die Fülle, als das Artige und Leb-
hafte, zeichnete {leissig Pferde und stellte gern Soldatenhaufen.
dar, strebte mehr die Künste zu fördern, als ihre Muster zu
vervielfältigen. Der Meister warein ausgezeichneter Bildhauer,
wie der H. Thomas in Orsanmichele zu Florenz und das Pferd
zu S. Gio. und Paolo in Venedig beweisen. Auch Vinei mo-
dellirte nicht nur die drei von Rustici für S. Gio. in Flo-
renz gegossenen Erzstandbilder und das grosse Mailiindisrlie
Pferd vortreffliche), sondern verlieh auch, von dieser Kunst
unterstützt, der Malerei jene Vollendung des Runden llnll Her-
vortretenden, die ihr noch fehlte. Auch Symmetrie, Lieblich-
keit, Seele crtbeilte er ihr. Um dieser und anderer Verdienste
5) S._ Durazzini in den elngj degl 'z'lluslri Toscani T0, III.
N- XXV, Wodurch Vas ari und seine Ausleger zu berichtigen. L.
Dies Pferd
wurde niemulu vollendet.