der
Kupferstecher -
und
Holzschnäidekünst.
99
bar - die so gross, so voll van Figuren, so ganz in M an-
tegnlfs Art ausgearbeitet sind? Und ein solches Gewerb, das,
weil es Gesicht und Brust angreiftiauch Jünglingen be-
schwerlich ist, hätte er, der Neuling darin, der Greis, während
der letzten Arbeiten zu Mantua, die wir ihres Orts anführen
werden, getrieben, und in sechzehn, siebzehn Jahren darin so
Grosses geleistet? Entweder hat Vasari nicht gut gerechnet,
oder er verlangt allzuviel Glauben. Eine ganz andere An-i
sieht giebt uns Lomazzo, der in seiner Abhandlung S. 682
Mantegna verständigen Maler und ersten Kupferstecher in
Italien nennt. Da er ihn nun nicht Erfinder, sondern erster!
Kupfersteeher nennt, so scheint er von ihm den Anfang diese;
zweiten Zustandes jener Kunst, aber in Italien, herzuleitenj
den" cr glaubte, die Kunst sei bereits in Deutschland vor;
banden gewesen. Dies Zeugnis möchte denn doch nicht ganz
verwerflich seyn. Ich werde im Verlauf der Geschichte Lo-
mazzo manchmal bestreiten; aber in den von ihm angegea
benen Zeitbestimmungen werde ich ihm auch oft folgen. E1-
ward ungefähr 25 Jahre nach Vasari geboren, war aber ge-
lehrter, schrieb mit mehr Kritik, und suchte ihn in Iroxubar-
dischen Thatsachen, die jenem wenig bekannt waren, zu be-i
richtigen und zu ergänzen. Ich wundere mich also nicht,
wenndlleermann (S. 259) den Andrea schon vor Bal-
dini und Bottieelli für einen Kupfcrstecher hält; nur
wünschte ich, er hätte die Zeitordnung besser beobachtet,
und dies Lob ihm nicht bis zum Papst-Innocenz VIII vorent-
halten. Uebrigens ist die Zeit, wann Mantegna den Grab-
stichel zu führen anfing, nicht ganz genau nachzuweisen. Das;
er in Padua begonnen, scheint mir gewiss; denn was er
in jedem Stiche leistet, leistet kein Neuling; auch ist nicht
glaublich, dass er im Alter seine Lehrjahre angetreten. Ich
vermuthe, er hatte die Anfangsgründe bei dem, ausgezeich-
neten Goldschmied Niccolb erlernt, weil er sein und Squgr.
eione's Bild in Padua in der Geschichte des Heil. Christöph
bei den Eremitani malte; und vielleicht waren beide Beweis
Künstler hätte eine neue Kunst ergrißen, und sich nicht bestrebt, sie
immer mehr zu vervullkomqmen! Genug, dass der Geschmack nicht
durchaus verschieden ist. L.
G2