96
Buch.
III.
Abschnitt.
Ursprung u.
Fortgang
neuern Buchdrucks von den Siegeln der irdenen Gefässe ablei-
ten, welche in unsem Museen in Menge vorhanden sind 44).
Manche formlose Anfänge, die über alles Gedenken hinauf rei_
clien, soviele Jahrhunderte vernachlässigt lagen und auf neuere
Erfindungen keinen Einfluss hatten, dürfen nicht in ihre Ge-
schichte gezogen werden; und namentlich darf die Kupfer-
stecherei nicht ausserhalb der Goldsehmiedewerkstätten anfangen,
wo sie geboren ward und erwuchs. Mithin sind die von ihren
Arbeiten übrig gebliebenen Abzüge zu vergleichen und zu
sehen, ob dergleichen anderswo vorF iniguerra gebräuchlich
waren. S0 lange nun keine bestimmte Jahresangabe sich ir-
(gendwo vorfindet, können uns bei Lösung dieser Aufgabe
gleichsam zwei Fäden leiten: Charakter, oder Schrift und
Zeichnung. Auf allen Abdrücken, die mir vorgekommen sind,
ist die Schrift keinesweges Gothisch, wie man sie gewöhnlich
nennt, sondern" rund und lateinisch. Dies also leitet nach ei-
ner frühem Bemerkung nicht weiter, als bis zum Jahre 1440.
Mehr lässt die Zeichnung vermuthen. In der Durazzdsehen
Sammlung habe ich Nielloabdrücke von roherer Zeichnung ge-
sehen , als Masoss Werke, und vielleicht sind sie aus einer
andern, als der Florentiner Schule. Nun will ich zwar weder
dem Urtheile eines künftigen Erläiuterers dieser Denkmäler,
noch dem des Publicums, vergreifen, welches nach vorgelegten
Stichen treu darüber entscheiden mag. Irre ich aber nicht,
so werden wahre Kenner doch etwas behutsam dabei zu Wer-kg
gehen. Sie werden unschwer einen Bologneser von leinem
Florentincr in der neuern Malerei unterscheiden, nachdem nun"
jede Schule in Colorit und Zeichnung ihren bestimmten Cha-
rakter gewonnen; ist denn aber auch in Nielloabdrüekea 45)
Schule von Schule eben so leicht zu unterscheiden? Mag doch
44) Höchst lächerlich ist es, dass Strutt, Biographizfzl Diclio.
nary of Engravers, die Erfindung der Kupferstecherei blS zu dem
Juden zurückdatirte, weil der l-luhepriester eine Goldplatte trug,
auf welcher der Name Gottes eingegraben war. Q-
45) Zani in seinen materiali p. 57. gieht hier folgenden Faden,
in die Hände: Die Stiche der Venezianer Schule sind im Ganzen gg,
nnmmen fein, lieblich und markig; die [Figuren großartig; wenig
an der Zahl, immer in den Aeusserslen schön. Die Florenlixier sind
breiter, minder lieblich und markig, bisweilen etwas hart, die Fi-
guren klein, häufiger, in den Aeuisersten minder schön, L.