94
Buch.
III.
Abschnitt.
Ursprung
I1
Fortgang
minder geschickt, als er waren, und doch älter schienen? Wer-
beweiset uns denn ferner, dass man Schön einen Meister aus
seinem Volke geben müsse49) , da doch alle seine bisher auf.
gezeigten Stiche schon in ihrer Art vollendet scheinen 4", und
in Deutschland keine Nielloabzüge, oder andere Versuche in
weicherm Metall genannt werden? Wahrscheinlicher ist also,
was man immer geglaubt hat, dass die Erfindung aus Italien
nach Deutschland übergegangen und als etwas für Goldschmiede;
leichtes, auch sogleich löblich betrieben, ja ich setze hinzu, so-
gar vervollkommnet worden sei. Denn, da man dort die Presse
und dieDruckerschwärze bereits kannte, so konnte bei Handhabung
der Kunst wol hinzukommen, was Italien noch nicht verstand,
Ich führe diessfalls ein schlagendes Beispiel an. Die Buchdruk-
kerei ward in Deutschland erfunden; das sagt die Geschichte,
das bestättigen die Denkmäler, welche stufenweise vom 'l'afel.
druck zu beweglichen Typen, aber von Holz, und von diesen
zumetallnen iibergingen. In diesem Zustande überkamen wir
die Erfindung, und bald druckte Italien, ohne jene Stufen der
Unvollkommenheit zu durchlaufen, Bücher nicht nur mit beweg-
liehen metallnen Typen, sondern auch mit Kupfern, so dass
man die Kunst mit einer Vollkommenheit, die ihr noch fehlte,
bereicherte. Dagegen sagt Heineken, die Deutschen hätten
damals, Venedig etwa ausgenommen, nicht sonderlich Verkehr
mit Italienischen Städten gehabt (S. 139.). Ich antworte: im-
sere Universitäten, Bologna, Pisa und mehrere andere, waren
damals von Deutschen Jünglingen besucht, und zum Besten der
Fremden, wie der Einheimischen druckte man zu Venedig im
Jahr 1475 und zu Bologna 1479 das Wörterbuch der Deutschen
Sprache; woraus sich denn schon allein kein geringes Verkehr
zwischen beiden Völkern ergiebt. Aber e giebt noch gar viele
andere Beweise dieses Verkehrs der Deutschen, namentlich mit
Florenz") um jene Zeit, so dass es gar kein Wunder ist,
40) S c h ö n ' s oder S c hö n g au er , s Werke selbt hexeeisen durch
ihren Kunstcharakter, dass sein Meister gewiss ,keix1 Italiener, weit
eher ein Niederländer war. Q-
41) Huber T0. 1. p. 91, I1.
42) Es gab im 14. und 15. Jahrhundert viele Kaufleute in Deutsch-
land, besonders solche, die ihr Geld auf Zinsen gaben, dass 10g"