Kupferstecher-
der
und Ilolzschneidekunst.
93
mit Namen gesehen (S. 231), bemerkt, dass sie in Schönw
liianier, nur roher, seien, und vermuthet daher, dass
diese seine Meister gewesen (S. 220.). Wer aber auch immer
sein Muster gewesen seyn möge, er musste wenigstens um zehn
Jahre älter, als er, seyn, schliesst Heineken; und so haben
wir das Jahr 1450, wo sicher die Stecherkunst in Deutschland
geübt wurde (S. 220.). Und weil ihm dies noch zu wenig
schien, so setzte er vier Seiten später hinzu, er finde sich
versucht, die Zeit dieser Erfindung wenigstens um
1440 zu verlegen.
Die Sache ist ganz gut verfochten, aber nicht gewonnen.
Stellen wir Gründe gegen Gründe! Die Geschichte spricht für
die Italiener, gegen die Deutschen. Die erstern gehen unwider-
spreehlich bis 1440 und weiter hinauf"); die letztern reichen
mittels allerlei Muthmassungen bis 1450, und nur nach Ver-
suchungen ein Jahrzehend höher. Die erstern beginnen mit
Maße, nicht seinem Meister; die letztem nicht mit Schön,
sondern seinem Meister. Dies spricht man entweder Italien ab,
und dann hebt man den Verglcichpunct auf; oder man gesteht
es ihm zu, und dann kann es den Ursprung der Kupferstecher-
kunst ebenfalls um ein Jahrzehend hinaufriiclien. Jene bele-
gen die geschichtliche Angabe mit einer Menge ächter Denk-
mäler, Niclioabziigen, ersten Drucken, Fortschritten der Kunst
von der Kindheit zum reifen Alter. Diese ergänzendes man-
gelnde Geschichtliche mit theils erwiesen falschen, theils zwei-
felhaften und leicht als unzulänglich erweisbaren Denkmälern.
Denn wer versichert uns doch, dass die Stiche von 1465 oder
(36 nicht von Schön's Brüdern, oder Schülern sind38), da
ja Heineken selbst zugiebt, sie könnten von gleichzeitigen,
wenn auch minder geschickten 39) Künstlern seyn? Hat man
nicht auch in Italien gesehen, dass B0 tticellfs Fortsetzen
a7) Tiraboschz" m. 1er. m. VI. Pi 110. L.
38) Die Blätter des Meisters E. S. sind cjoch wahrscheinlich von
einem Künstler, der in der Schweiz lebte, gefertigt, weil sein vörzüg-
liebstes Blatt, die {Vlaria von Einsiedeln 1466, sich auf das zu Ein-
siedeln hochverehrle Bild der Mutter Gottes bezieht. Q_
39) Dieses Blatt, hlaria von Einsiedeln, hat ein Künstler Jgye-
fertigt, der nicht minder geschickt, als M. Schön, oder Schon-
ga u e r war. Q'