der
Kupferstecher - und
Holzschneidekunst.
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logneser, und wurde von Francesco Francia in der Niel-
lirkunst unterwiesen, worin er vortrefflich ward. Hierauf ging
er zur Kupferstecherei über, und begann mit einigen Nachsti-
chen des Meisters. Anfangs ahmte er Mantegna nach, nach-
her Albrecht Dürer, und später vervollkominnete er sich
in der Zeichnung unter Raffael San zio. Dieser leistete
ihm auch noch andern Vorschub; ja er gab ihm an die Presse
seinen Farbenreiber Baviera; daher Marcantonio, der sich
blos auf die Kupferstecherei legte, soviel Werke von Sanzio
stechen konnte, als man in den Cabinetten findet. S0 stach
er viele alte, und nicht wenig neue Werke von Buonar-
roti, Giulio Romano, Bandinelli; viele erfand und
stach er selbst. Zuweilen liess er jedes Zeichen, jeden Buch-
gtaben weg; zuweilen brauchte er Mantegna's 'l'üfelchen,
bald mit, bald ohne Buchstaben; auf einigen Stichen des Lei-
dens Chriti ahmte er nicht nur Albrecht Dürer's Stich,
sondern auch sein Monogramm nach. Oft unterzeichnete er
RaffaePs und seinen Namen, oder Michelangelots
Namen mit den Anfangsbuchstaben. Zwei seiner Schüler, Ago-
stino, ein Venezianer, und Marco Ravignano, halfen
und folgten ihm im Stechen der Werke Raffaelüg. daher
konnte Vasari in Marcantoniws Leben sagen, dass fast
Alles, was Raffael gezeichnet, oder gemalt, zwischen Ago-
stino und Marco gestochen sei. Sie lieferten auch an-
dcre von Giu li o. Diese arbeiteten sie gemeinschaftlich;
nachher trennten Sie sich, und jeder bezeichnete seine Werke
mit den Anfangsbuchstaben seines Namens und Geburtsortes.
So erreichte die Kupferstccherei im Studium RaffaePs durch
Mareanton i o und seine Schule die höchste Stufe , nicht
lange nach ihrer Entstehung. Nach jener Zeit hat keiner sie
mit mehr Verständnis der Zeichnung und mehr Bestimmtheit
der Umrisse behandelt. In andern Beziehungen hat sie viel
durch P armigia nino gewonnen, welcher ütztefs) durch
A gostino Caracci, und mehrere Ausländer, wie im verflos-
senen Jahrhundert Edelink, Masson, Audran, Drevet,
'26) Das: er die Aetzkunst erfunden, läugnen die Deutschen Ge-
lehrten, und geben Wohlgemuth die Ehre. Meermann a. W.
s. 25a. 1„