der
Kupferstechex- -
und
Ilolzschneidekunst.
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gemuthmassüs), dass Silberarbeiter solche Abdrücke auch von
ihren gestochenen und andern nicht niellirten Arbeiten genom-
men. Wie dem auch sei, sie wurden in ihren Studien owol,
als in denen der Schüler, welchen sie zu Mustern dienen konn-
ten, aufbewahrt, und so sind einige auf uns gekommen.
Von diesen Anfängen ging man, meines Erachtens, hier
schneller, dort langsamer, zu dem über, was ich den zweiten
Zustand des Kupferdruckes nenne. Als man nämlich sah, wie
gut sich dergleichen Abdrücke ausnahmen, so kam man auf
den Gedanken, Arbeiten in so feinem und zartem Geschmack
zu fertigen, und sie zu dem zu brauchen, wozu bisher die
Holzschnitte gedient hatten. So bereitete man in den Werk-
stätten der Goldschmiede die Wiege der Chalkographie; und die
ersten Arbeiten waren auf Silber, Zinn, oder, wie Heineken.
sagt, auf eine weichere Masse, als Kupfer. Man bemerke wohl,
dass die Italiener dies thaten, ehe sie in Kupfer stachen. Welchen
Stoff auch jene ersten Goldschmiede brauchen mochten, es war
ihnen etwas Leichtes, statt des Schattens, welchen das Niello
bildete, den Schatten des Schnitts zu geben und verkehrt zu
stechen, dass der Abdruck rechts erschiene. Nachher verfeinerte
man die Kunst immer mehr, Da man damals eine noch un-
vollkommene Walze, oder Presse brauchte, so befestigte man,
um gut zu drucken, die Platte auf einer Fläche von Holz
mit vier Niigelchen, damit sie nicht ruckte; darauf legte man
das Papier, und auf dieses ein getriinktes Tiichelchen, wel-
ches man dann mit Gewalt trat; daher entdeckt man auf
der Rückseite der ersten und alten" Abdrücke den Eindruck
des Ällüchelchens. In der Folge brauchte man dafür Filz, der
keine Spur zuriicliliisstw). Man versuchte mehrere Tinten;
vor allen behielt die blaue den Vorzug, welche auch auf den
meisten ältesten Stichen zu sehen istf-o). Mit diesem Verfall-
13) Hei neke nennt überhaupt Werke der Silberhrbeiier Idäe etc,
p. 217. L.
19) Manche Kupferplatiexx aus der ersten allen Zeit könnten wol auf-
bewahrt und gebraucht werden, nachdem Filz und Presse eingeführt
waren, In diesem Falle wird der Eindruck des Tuches nicht bemerk.
bar aeyu ,V der Druck aber matt. L.
20) In den Drucken des Dante und amlerer Flnr. Bücher llexrnulwi
diu gelbliche Farbe vor, und linden sich darin Ocltlecke und Schmutz