Schule.
Florentiner
Zeiiraum.
Abschnitt.
65
Die nun folgenden Maler stehen dem goldnen Zeitalter
näher, mit dessen Farbe sie gleichsam manche ihrer Werke
und Tiefe der Schatten, ein solches Verschmelzen derTinten, und
eine solche Bestimmtheit der Formen, wie Eyk forderte und lei-
stete, hatte vor ihm keiner erstrebt. Er bedurfte hiezu also auch
ganz neuer Mittel, und zwar eines Bindemittels für Färben , welches
langsamer trocknet, als Tempel-a, und rascher als blosses gekochtes
Uel, was noch sehr leicht gelb wird, wenn es nicht an der Sonne
trocknet. Wir sehen also Eyk durch sein künstlerisches Streben
in die Nothwendigkeit versetzt, auch neue technische Mittel zu ver-
suchen. Die zweite Frage: warum erst Eyk die Oelmalerei zu
Verbesern suchte? ist hiedurch, wie mir scheint, gelöst.
Eine andere aber: warum Domenico da Venezia, welcher von,
Eylvs Schüler, dem Antonello da Messina, die verbesserte
Oelmalerei gelernt haben soll, dennoch ein Bild für die Kirche S.
Lucia in tempera malte? lässt sich wol so lösen. Erst kommt
es darauf an, 0h Antonello alle seine schvrererkauften Geheim-
nise verrieth; und es scheint, nach Zan etti, als wenn die Kunst
der neuen Oelmnlerei noch bis zu Johann Bellins Zeiten in
Venedig selbst als ein Geheimniss von einzelnen Künstlern besessen
worden wäre, wovon also nur einige Vortheile erlauscht werden
konnten. Sodann aber kann ein Künstler alle Kunstgrilte wissen,
darin aber noch nicht geübt seyn, und wird daher sich immer sei-
ner gewohnten Manier bei Werken bedienen, bei welchen ihm auf
ein sichres Gelingen viel ankommt. Endlich aber muss man einge-
stehn , dass die Eyksehe Oelmalerei bedeutende Schwierigkeiten in
grossen Dimensionen haben mag, und dass darum Domenico wol
der leichtern Manier der Tempel-a hier den Vorzug gab. X
Die letzte Frage: wie es komme, dass Eyk, verbesserte Oel-
malerei aufgegeben und, wie es cheint, wieder vergesen wurde!
lässt sich ebenfalls aus der Richtung der Kunst in spätem Zeiten
erklären. Wenn man bedenkt, dass in spätern Zeiten und in Italien
besonders, malerische Wlerke von ungeheuerm Umfang unternommen
wurde"; dass der Sinn für Schönheit der Farben schon am Ende
des 16. Jahrhunderts zu sinken anfing, und im 17. Jahrhundert ganz
venschwunden und durch die Neapolitanische und Spanische Schule
verdorben worden war; endlich, dass sogar die richtige und be-'
stimmte Zeichnung durch einen geklecksten Vortrag unterging, so dass
man sich nur noch an allgemeine Proportionen in der Zeichnung
hielt, und Vernachlässigung und Roheit der Behandlung für geist-
reiche Leichtigkeit ansah, was vor nicht gar langer Zeit ja so weit
ging, dass man Liederlichkeit in der Ausführung der Kunstwerke
und im Leben selbst l'ür ein Merkmal der Genialität hielt: so ist
nichts natürlicher, als dass l:)yk's Art zu malen und Farhenbindc-
miltel zu bereiten, welche von alle dem das Gegentheil fordert, und.
auf Reinheit, Bestimmtheit und Sorgfalt gegründet ist, nicht allein ver-
gessen, sondern sogar von den ausgearteten Malern neurer Zeit
angefeindet wurde.
WVer sich über die Gechichte der Erfindung, welche Eyk machte,
selbst unterrichten will, lese in Vasari Vile de' Pitturi das
Leben des Antonello da Messina, und Carl von Illanrler Hvt
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