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Unwritalien.
Buch.
vdllkommener Oelmalerei widersprechen darf. Diesen Grund-
satz habe ich immer befolgt, und entwickle ihn hier nur deut-
licher. Doch kehren wir jetzt zu unserer Blulcrfolge zurück 34,1
34) Das durch Les s i ng bekannt gewordene Manuscript des Theo-
philus, und Cenninu CenninVs Abhandlung über die Maler-et
sind wol hinreichender Beweis, dass man vor Eyk wusste, das;
es möglich sey die F'arhen mit Oel zu vermischen: und das Leinäl
zu kochen verstand. Auch behauptet weder Vasari, noch Carl
von Mund er, dass E y k der Blrliniler dieser Mischung sey, son-
den: nur, dass Eyk einen weit leichter als (lel trocknenden Firlllg
erfunden hätte, dadurch, dass er viele Dinge und Oele unter-
sucht und einige Stoffe, die Mander aber nicht nennt, wahr-
scheinlich weil sie ihm unbekannt blieben, mit solchem Oele zusam.
mensott, woraus der beste Firnis von der Welt entstanden sey,
E yk wird also immer nur als Ertiltdei- einer verbesserten Oelmalg.
rei gerühmt und man thnt dem Vasari und Mnnder Unrecht,
wenn man glaubt, dass sie den Eyk für den ersten Erfinder die-
ser Malerei ausgegeben hätten. Unerklärlieh bleibt aber immer noch
IMchreres. Warum suchte man nicht schon früher die Uelmalerei
zu verbessern? Wie kommt es, dass Domenico von Venedig,
der die Oelmalerei von A ntonello von Messina gelernt haben soll,
sich dieser Art zu malen nicht bediente? wie Bar. Rumohr hie_
von ein Beispiel in seinen Ilnl. Forschungen 2. Tlil, S. 262 anführg
Sodann: wie ging Eyk's Erfindung de verbesserten lllulertirnisse;
wieder verloren? Diese Fragen sind, wie es mir scheint, genügend
so zu beantworten. Die Temperätnalerei hat zwar darin Schwierig-
keiten, dass ihre Farben zu schnell "EUÜTOCÜDBD und daher bei grub
sen Bildern die Tinten sich nicht; leicht vermuten lassen; woher u
kommt, dass grosse Bilder dieser Art: schraftirt sind. Dahingegen
hat sie auch grnsse Vorzüge vor der gewöhnlichen dem Cenninu
schon bekannten Oelmalerei, welche darin bestehen, dass man Sei".
rasch malen kann , wenn man darin geübt ist; dass sie beim sehnel-
len Trocknen dennoch eine sorgfältige Ausführung zulässt, indgm
man auf das Trockne sehr zarte Einzelheiten auftragen: kann; fer-
ner dass kein Nachdunkeln, oder Vergelben, wie heim Oele, zu he-
fürchten ist; endlich dass die Lichter viel reiner und heller dem
Temperamaler, als dem gewöhnlichen Oelmaler, gelingen. Auch ist
dem Mangel an Dauer dadurch ahzuhelfen, dass die Temperainalergi
mit einem Mlachs- oder Oelfirnis überzogen wird. 'Wa.rum sollten
nun die Italiener auf dem Standpuncte der Kunst, auf welchem sie
sich befanden, eine neue Art zu malen suchen, da die alte Methode
ausreichend war und Vorzüge vor der ihnen bekannten Oelmalerei
hatte? Betrachten wir aber Eylvs bVerke, so sehen wir vun den
Italienischen Malereien ganz verschiedene Aufgaben. Joh. van Eyk
hat immer auf nicht zu grosse Räume einen grossen Reichlhnm von
Gegenständen anbringen und diesem die höchste Vollendung der
Ausführung geben wollen. Dies lässt aber in diesem Grade, wie
Eyk es gewollt und erreicht hat, die Temperamnlerei nicht zu,
Welßlle Wßlll gestattet, zarte Einzelheiten, wie z. B. einzelne Här-
chen und Stickereien anzubringen und Alles, was durch feine Linien
und wirkliche Vergoldungen geleistet werden kann. Eine solche
Kraft der Farben, eine solche Sonnenhelle der Lichter bei -Klarheit