Florentiner
Schule.
Zeitraum.
Abschnitt.
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sagte, wo er von den Arbeiten und Schriften eines Cennino
di Andrea Cennini, Angelo" Schüler, spricht. Dieser
schrieb 1437, also lange vor Domenico, ein Werk über die
lllalerei, welches handschriftlich in der Bibliothek des H. L0-
rcnzo belindlich istu). Darin, sagt Vasari, handelte er "von
Anreibung der Farben, mit Oel, um rothe, blaue, grüne Felder
zu machen, und von andern Arten, und von Goldpolimenten,
um Gold aufzulegen, aber nicht für Figuren." Baldinucci
sah diese Handschrift nach, und las im 89. Kap.: „ich will
dich auch lehren in Oel auf Wand, oder Holz malen, was die
Deutschen hiiulig thun," und weiter heisst es in der neuerlich
von mir bei Moreni naehgeschlagenen Handschrift „ebenso
auch auf Eisen und Stein; zuerst aber will ich von der Wand-
malerei sprechen." "In den folgenden Kapiteln sagt er, „man
müsse dicssfalls Leinsaamenöl kochen". Dies scheint nicht mit
Vasari's Behauptung zu stimmen, dass Johann van Eyck
nach vielen Erfahrungen „fand, dass Lein- und Nussöl am
leichtesten trockneten. Diese also mit andern Mischungen ge-
sottcn, fertigten sie den Firnis, den er und alle übrige Maler
von jeher gewünscht hatten." Indess scheint aus Vergleichung
des Textes dreierlei sich zu ergeben. Einmal, dass Vasari
nicht alle Oclmalerei aussehliesse, weil er behauptet, man-habe
sie xjon jeher gewünscht, und folglich auch Versuche darin
gemacht, sondern nur die vollendete, welche, getrocknet, kein
Wasser scheut, die Farben brennend, hell macht und wunder-
sam verschmelzt, wie vor kurzem bemerkt wurde. Zweitens,
dass die Cenninische nicht von dieser Art seyn mochte, ent-
wedlr weil sie nicht mit Johann's Mischungen gesotten,
oder weil sie blos bei gröbern Arbeiten anwendbar war, oder
aus "einem andern Grunde; was sich denn auch thatsiichlich
bewährt; denn als er zu Florenz im Siechhause Bonifacius
eine Madonna mit mehrern Heiligen, wiewol „in sehr gutem
Colorit" gemalt hatte, erregte er doch niemals Bewunderung
oder Neid der Künstler. Drittens, dass man nach diesen Be-
merkungen nicht blindlings jeder Erzählung von alter Malerei
in Oel glauben, nicht blindlings jeder Erzählung von älter 1m-
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