Florentiner
Schule.
Zcitralun.
Abschnitt.
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vertreten grossartig. Er vollendete die Kapelle nicht ganz, in-
dem er 1443, man darf wol vermuthen, durch beigebrachten
Gift, starb, und einige Bilder unvollendet liess, welche mehrere:
Jahre nachher der jüngere Lip pi ergänzte. Sie wurde die Schule
für die besten Florentirxer, die wir in diesem und dem folgen-
den Zeitraume nennen werden, des Pietro Pcrugino, ja
BaffaePs selbst; und es ist etwas Wunderbares, dass in
einer Reihe von Jahren, in einer an kunstsinnigen Geistern
stets so fruchtbaren Stadt, man durch Nachahmung des M a-
saccio nicht soweit kam, als er ohne Nachahmung. Andere
gleich gerühmte Wandgemälde in Florenz hat die Zeit vernich-
tet, namentlich die Weihe der Karmeliterkirche, wovon ich zu
Pavia bei Fontana Barbita eine Zeichnung sah. Die Gal-
lerierl haben wenig von ihm. In der Pittischen wird ein Jüng-
lingsbildnis, das zu leben scheint, sehr geschätzt.
Nach Masaccio zeichneten sich in der Florentiner Schule
zwei Mönche aus. Der eine ist ein Dominicaner, Namens F.
Giovanni da Fiesole, oder Gio. Angelico, zur Zeit
des Santi Tosini, wie die nnvelle litlerarie von l773dsa-
gen. Seine erste Uebung war, Handschriften auszumalerl,
worin ihm ein älterer Bruder, der Miniaturmaler und Maler zu?-
gleich war, leitete. Er soll Masacei0's Kapelle stndirt
haben; vergleicht man aber ihr Alter, so ist es nicht leicht
glaublich. Auch verrüth der Styl einen andern Ursprung. An
Fiesole bemerkt man immer eine Giottoschc Spur im Stellen
der Figuren und in den Kunstbehelfen; der Gewänder nicht zu
gedenken, die er oft in lange Röhren faltet, und des im Klein-
sten ausserordentlißhßll FlßiSses, der Miniaturisten eigen ist.
Auch unterscheidet er sich von ihnen nicht in seinen meisten
Arbeiten, welche heilige Geschichten aus unseres Herrn, oder
der Mutter Gottes Leben in Zinunergexniilden darstellen, die in
Florenz nicht selten sind. Die K. Gallcrie hat deren nxehrere,
und das heiterstc und vollendeteste ist die Geburt des Täufers.
Das iigurenreiche Paradies in S. Maria Maddalena de' Pazzi,
gehört unter seine seltensten, weil es in grössern Verhältnis-
gen ist, und wol auch schönsten. Sein besonderer Vorzug ist
die Schönheit in den Gesichtern der Engel und Heiligen; er
ist ein wahrer Guido jener Zeit, auch in der Sanftheit der
Farben, die er, obgleich a tempera, doch beinah vollkommen