F lorcntiner Schule.
Zeitraum.
I. Abschnitt.
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stets nach Kräften. Ihre Gemälde, nach damaligem Brauch
voll von Bildnissen, prägten dem Volke immerfort die Bilder
der Medici ein, und oft stellten sie dieselben auf Epiphanien
königlich geschmückt dar, als wollten sie es allmiilich ge-
wöhnen, Scepter und Königsmantel fest in diesem Hause zu
sehen. Im Sinn und Geschmack der Nlcdiceer beeiferten sich
auch die übrigen, damals in mehrere Bereich- und Kunstvereine
eingctheilten Bürger, ihre Residenzen und, Tempel zu verherr-
lichen. Ausser dem Sinn für das iäWentlich Wphlanständigc be-
seelte sie auch die Religion, für welche in Bezugtauf Gottcsver-
ehrung nicht blos von den Grossen, sondern auch bi auf die
geringem Stände herab, so viel und so reichlich verwendet
ward, dass, wer es nicht gesehen, es kaum glaubt. Schon
hatten sie der Religion den grössten Wohnsitz im Dom errich-
tet, und hier und da erhoben sich (andere; diese und die älte-
sten wurden um die lßette mit Gemälden überfüllt; eine den
Vorältern unbekannte, und den übrigen Städten Italiens nicht
so gelinsame Verschwendung! Aus diesem Geiste war schon
in dem vorigen Jahrhundert die Wundermenge von Malern her-
vorgegangen, wovon wir sprachen; und eben aus ihm ging
auch in dem Jahrhundert, das wir eben beschreiben, die Menge
Marmor-, Bronze- und Silberarbciter hervor, durch welche
der Vorrang in der Bildhauerei, dies alte Erbtheil der Pisaner,
auf Florenz überging. Mit Standbildern und Basreliefs sollten
der neue Dom, die Taufkapelle, die Kirche Or-San-Michele
und andere heilige Oerter ausgeschmückt werden. Und siehc'
ein Donatello entstand, ein Brunelleschi, Ghiberti,
Filarete, die Rossellini, die Pollajuoli, ein Ver-
rocchio; sie lieferten so schöne Arbeiten in Marmor, Erz und
Silber, dass sie zuweilen den Gipfel der Kunst und die Alten er-
reicht zu haben scheinen. Von diesen Trefllichen ward die Jugend
im Zeichnen unterrichtet, und nach so umfassenden Grundsätzen,
dass sie leicht vonseiner Kunst zur andern überging. Oft
waren dieselben Bildhauer, Erzgiesser, Goldschmiede, Niel-
leurs, Maler, zuweilen Baumeister; daher unsere Zeit jene
wol zu beneiden Ursache hätte, da jetzt Ein Künstler kaum
Einer Kunst gnügt. Eine solche Meisterschaft war zu [Florenz
innerhalb der Werkzimmer, solche Anregung von aussenl Es
kann also "nicht befremden, dass diese Stadt in Italien zuerst
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