44
Unteritalien.
Buch.
kundlich gcwiehtig, so würde er doch ihr Alterthum bemerk-
lich gemacht haben. Wie dem aber auch sei, beide sind mit
sich selbst in Widerspruch. Denn, gieht man zu, dass dieser
Antonio 74 Jahr alt im Pestjahrc 1384, oder, wie die Anmer-
mcrkungen sagen, 83 starb, so folgt, er musste mehrere Jahre
vor Gaddi geboren, und konnte also nicht leicht dessen Schü-
ler seyn. Auch macht dies seine Zeichnung und Behandlung in
den Gemälden aus des heil. Ranieri Leben u) zweifelhaft, welche
sich auf dem Friedhof von Pisa belinden, in welchen eine Ge-
wandtheit, ein Fleis, eine Wunderlichkeit der Composition be-
merkbar ist, die eine ganz andere Schule verräth. Ueberdies
bemerkte Vasari daran eine Art Wandmalerei, welche man
nicht trocken wieder überging, die anders woher kam und von
der der Toscaner wetteifernden Künstler verschieden ist. Von
ihnen aber hielten sich zur Zeit des Geschichtschreibers keine
Bilder, wie von Antonio. Dort liess er sein Bildnis, wol-
ches die Bechreiber der Florentiner Gallerie noch in dem be-
rühmten Malerzimmer finden. Dies freilich ist wol etwas
neuen Sntylsy, und kann füglich nicht einem so alten Maler
zugeschrieben werden. Hier will ich denn auch gelegentlich
bemerken, dass es noch einen Venezianer Antonio giebt,
welchem dies Bildnis eher beigelegt werden könnte. Die-
ser malte um 1500 in Osimo in S. Francesco ein Bild im Style
jener Zeit, und setzte seinen Namen dabei. So erzählte mir
der Ritter Aequa; sagtenaber, der Name sei weggelösclit, und
dafür Pietro Perugino gesetzt worden, welchem man da-
mit sicher keine sonderliche Ehre erwiesen hat.
12) Vasari ist nicht so arggesinnt gegen die Venetiancr Schule,
als er scheinen: möchte. Er spricht von jenen Gemälden, "sie wür.
den allgemein und mit grossem Recht für die besten von allen ge_
hallen, die zu mehren-n Zeiten dort von den trefllichsten Meistern
gemalt wären." S0 zieht er sie ulso allen Florentiixenx und Sieni-
lchen vor; und dies bestätligt auch P. della V alle, der doch so
oft von ihm abweicht. Könnte man so gut geschichtlich beweisen,
als aus mehrerll Spuren vermulhen, dass An tonio schon als M3-
1er von Venedig kam, nicht erst in Florenz es wurde, so müsste
man ihn für den ersten uns bekannten tüchtigen Meister dieser Schule
halten, und durch ihn hätte die Toscaner Schule von der Venezia_
ner etwas gelernt. Jedoch herrscht hier ein Dunkel und ich fürchte
mich Schalten zu verkörpern.
L.