Florentiner
Schule.
Zeitraum.
Abschnitt.
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als Andere, zu besiegen. Er versuchte zuerst die Verkürzun-
gen in der Malerei, und erreichte er auch hier nicht, was er
Wßlltc, so verbesserte er doch die Fernsicht in Gebäuden, die
Stellungen, die Mannichfaltigkeit und Lebendigkeit in den
Köpfen ungemein. Nach Landino's Zeugnis ward er der
Alie der Natur genannt. Ein Lohsprueh eines rohen Jahrhun-
derts freilich! denn dies Thier ahmt die Handlungen der
Menschen nach, aber immer schlecht; dahingegen Stefano
den Werken der Natur gleichzukommen und sie zu übertreffen
bemüht war. Was ihm in Ara Coeli zu Rom, in der Heil.
Geistkirchc zu Florenz, und anderswo am meisten berühmt
machte, ist Alles untergegangen. Ein unbestreitbares Gemälde
in seiner Vaterstadt ist mir nicht bekannt; doch zeigt man
von ihm ein Christusbild auf dem Friedhof zu Pisa, in der
That in grösserm Styl, als des Meisters Werke, aber nachge-
bessert. Von seinem Sohne und Schüler, wie Einige glauben,
Tommas o, ist in S. Remigi zu Florenz eine Frömmigkeit,
die nicht Giottesker seyn könnte. So auch einige Wandge-
mälde in Assisi. Er verdient den Beinamen Giottino, den
ihm seine Mitbürger gaben, weil, wie sie sagten, Giotto's
Geist in ihn übergegangen und wirksam sey. Baldinueci
behauptete, man dürfe mit ihm einen andern ähnlichen Namens
nicht verwechseln, der auf einem Bilde in der Villa der edlen
Tolomei sich unterschrieb Tommaso di Stefano Fortu-
natino de" Gueci Tolomei. Cinelli jedoch, Baldi-
nucci's grosser Widersacher, schreibt es dem Giottino zu;
wie mich dünkt, nicht mit Unrecht. Dieser hinterliess einen
von Vasari sehr gelobten Lippe, der aber mehr sein Nach-
ahmer, als Schüler seyn möchte. Giottino's Schüler war
Gio. Tossicani von Arezzo, der in Pisa und ganz Tos-
cana arbeitete. In der Taufkapelle zu Arezzo sind noch von
ihm der heil, Philipp und Jakob, welche Vasari in seiner
Jugend überarbeitete, und woraus er, wiewol sie sehr verdor-
ben waren, doelr viel gelernt zu haben gesteht. Mit ihm ging
der beste Zweig der Giottisten unter.
Taddeo Gaddi ist gleichsam Giotto's Giulio Ro-
man o, sein vertrautester und geliebtester Schüler. Vasari,
der mehrere seiner in Florenz erhaltenen Wand- und 'l'afelge-
nxülde sah, behauptet, er habe den Meister in Colorit und