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Unteritalien.
Buch.
lllein zweiter Satz ist folgender: niemand ging damals
'so weit, und wirkte so sehr durch Beispiel zu Förderung 41m.
Kunst, als die Florentiner. Die wettcifernden Städte können
sich auch in, der ersten Periode der Malerei verdienter Küngt_
1er rühmen; ihre Schriftsteller können Giotto, s und seiner
Schüler Ruf schmälern; die Thatsache aber siegt über alle
Wohlredcnheit. Giotto war der Vater der neuen Malerei, wia
Boccaccio der Vater der neuen Prosa. Nach (diesem wurde
die Prosa geschickt, jeden Gegenstand gebührlich zu behmh
deln; und nach jenem konnte auch die Malerei jeden Vorwurf
gehörig behandeln. Ein Simon von Siena, ein Stefano
von Florenz, ein Pietro Laurati machen die Kunst liebrei_
zcnder; aber den Uebergnng von einem alten zu einem neuen
Stylo verdanken sie und die übrigen Geister dem Giotto
Er versuchte ihn in Toscana, und machte als Jüngling schon
solche Fortschritte darin, dass man ihn für ein Wunder hielt
Kaum kehrt cr von Assisi zurück, als ihn Bonifaz VUL
nach Rom beruft; kaum ist der päpstliche Sitz nach Avignon
verlegt, so ladet ihn Clemens V. nach Frankreich ein. Ehe
er dahin geht, muss er in Padua verweilen, und als er einige
Jahre darauf von da zurückkehrt, wird er wieder (lort_aufge_
halten. Italien waridamals an mehrern Orten republicanisch;
doch gab es der mächtigen Familien viele, welche hier und
da herrschten; und alle suchten ihr Vaterland durch Aus_
"Schmückungisich zu gewinnen. lGiotto ward vor Allen ab
lcnthalbcn gesucht. [Die Polentancr zu Ravenna, die lualillfßgtl
zu Rinxini, die Estenser zu Ferrara, die Visconti in Mai_
land, die Scala in Verona, Castruccio in Lucca, und selbst
Robert, der König von Neapel, suchten ihn angclegentlich,
und hatten ihn einige Zeit in ihren Diensten. Auch lllailand,
Urbino, Arezzo, Bologna wollten Werke von ihm, und Pisa,
welches in seinem berühmten Friedhofe den besten Kiinstlem
Toscanzfs eine Ringhahn _eröfl'netc 44) , fast wie Korinth
44.) Diese Stätte, welche der Pracht der Pisaner slets Ehre machen
wird, würde ein unschätzbares Museum seyn, wenn die dort beümL
liehen Gemälde vonGiotto, Memmi, Stefano, Buffallnaclzn,
Ajnlol: io, den beiden Orcn gni, Sp ill EU ü, IHN! rati adel-
Laurenti sich gehörig erhallexx hällen. Die meisten aber, durch
Niilse verderbt, wurden in diesem Jalzrhunüert, wiewol vorsichtig,