Mona
und
Lisa
andre
Bildnisse.
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hat. Zahlreiche alte Kopieen bezeugen den frühen Ruhm dieses
MGlSiJGPWBFkS.
Höchst merkwürdig ist nun ein Frauenbildniss der Ermitage in
Petersburg, welches Waagen wegen seiner hohen Vollendung un-
bedenklich dem Lionardo zuschreibt. Es stellt eine unbekleidete Frau
dar, genau in der Haltung wie die Mona Lisa, namentlich was die
über einander gelegten Hände betrifft. Auch der Kopf, obwohl mit
andrer Anordn1mg' des gekräuselten Haares und von abweichender
Bildung der Formen, erinnert in dem süss lächelnden Ausdruck an jene
Dame. Ob hier in der That ein NVerk Li0nardo's vorliegt, wagen
wir nicht zu entscheiden; doch dürfen wir nicht verhehlen, dass, so-
weit die Photographie ein Urtheil erlaubt, die Zeichnung der Hände
keineswegs auf der Höhe eines solchen Meisters zu stehen scheint.
Hierher gehört nun auch das Frauenportritt der Galerie zu Augsburg,
sofern man darin ein äehtes Werk Lionardds anzuerkennen hat. Es
zeigt eine fast bronzeartige Glätte der Behandlung und eine so meister-
hafte Vollendung der Formgebung, dass man allerdings wohl an Lio-
nardo zu denken versucht ist. Dennoch weicht die fast unheimliche
Starrheit des Ausdrucks, noch verstärkt durch die fahle Blässe des
Kolorits, so sehr von der sonst den Werken des Meisters eigenen
Süssigkeit ab, dass der Eindruck immer von Neuem wieder befremdet.
Jedenfalls wird man das Werk in die frühere Mailänder Zeit zu setzen
haben, da in der Behandlung das Plastische dem Malerischen überlegen
ist und die Wirkung der eines Bronzewerkes nahe kommt. In dem fast
herben Ausdruck und in der energischen Plastik des Formgepräges
erinnert an dieses Werk ein gezeichneter F rauenk0pt' im Louvre (Br.
178), mit Kohle auf grünem Papier ausgeführt, den die Strenge der
Behandlung ebenfalls in die frühe Zeit des Meisters weist.
Gegen das Jahr 1506 erbat sich Lionardo von der llorentiner
Regierung einen Urlaub, um nach Mailand zu gehen und dort seine
Angelegenheiten zu ordnen. Der dortige französische Statthalter Karl
von Amboise scheint ihn sofort in seine Dienste genommen zu haben,
denn unter'm 18. August desselben Jahres erliess er ein Schreiben
an Pietro Soderini, in welchem er den Urlaub Lionardds zu verlängern
bittet, damit dieser eine dort begonnene Arbeit vollenden könne. So-
derini konnte diesen Wunsch nicht unerfüllt lassen, beklagt sich aber
in seiner Antwort über Lionardo, da er immer noch hoffte, dass dieser
sein Gemälde der Schlacht von Anghiari vollenden werde. In einem
Schreiben vom 16. Dezember dankt der Statthalter aufls Wärmste,